Christian Kern erlebt gerade das erste Tief seiner einjährigen Kanzlerschaft. Sebastian Kurz hat ihm die Siegesgewissheit genommen. Alexander Van der Bellen hat ihn enttäuscht. Und seine Partei beschäftigt sich lieber mit der FPÖ.
Man soll die Dinge ja nicht überbewerten. Aber wenn sich die sozialdemokratische Prominenz bei der Präsentation einer von Robert Misik verfassten Kanzlerbiografie, noch dazu in der Kreisky-Villa in Wien-Döbling, auf Staatssekretärin Muna Duzdar und den Wiener Vizebürgermeister Michael Ludwig beschränkt, dann lässt das nicht viele Schlüsse zu: Entweder war die Veranstaltung am vergangenen Dienstag unzureichend organisiert. Oder der Name Christian Kern zieht im Moment auch in den eigenen Reihen nicht so. Oder Kern hat sie nicht eingeladen.
Man sollte allerdings auch die Umfragen nicht überbewerten. Die vorgezogene Nationalratswahl am 15. Oktober ist noch nicht entschieden, auch wenn das der Kurz-Fanklub innerhalb und außerhalb der angeblich neuen ÖVP gern glauben (machen) will. Aber eines ist Sebastian Kurz gelungen: Er hat der SPÖ die Siegesgewissheit genommen. Vorläufig.