Paparazzi: Vor wem sich Hollywood fürchtet

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schwarzenegger(c) REUTERS (STEFANO RELLANDINI)
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Die Internetseite TMZ blickt tief in das Leben von Prominenten. Verschont wird dabei niemand, schon gar nicht Arnold Schwarzenegger. Den Erfolg lassen sich die "Jäger von Hollywood" einiges kosten.

Die Nachricht hat nicht geholfen. Als Maria Shriver, Ehefrau von Arnold Schwarzenegger, beim Telefonieren am Steuer erwischt wurde, bedankte sich der Gouverneur persönlich bei Harvey Levin. Dessen Internetseite TMZ hatte die „First Lady“ Kaliforniens bei der verbotenen Tat erwischt und die Fotos dazu prompt online gestellt. Schwarzenegger sei sehr dankbar, ließ er Levin wissen. Er werde dafür sorgen, dass so etwas nicht noch einmal passiert.

Und was tat Levin? Anstatt den Worten des Gouverneurs zu glauben, setzte er seine Paparazzi erst recht auf die Familie des Spitzenpolitikers an. Mit Erfolg: Shriver wurde mittlerweile dreimal mit dem Handy am Steuer erwischt und diese Woche ging schließlich auch der Gouverneur persönlich ins Netz. Er stellte seinen silbernen Porsche im Parkverbot ab. Einen Strafzettel gab es weder für Shriver noch für den früheren Actionhelden, wie TMZ hämisch anmerkte.

Levin und sein Team sprechen in so einem Fall gern von einem „Scoop“, einer exklusiven Nachricht, die für Aufsehen sorgt. Kaum eine andere Nachrichtenorganisation, egal ob Printmedium, TV-Station oder Onlinedienst, kann derart viele journalistische Volltreffer wie TMZ aufweisen, wenn es um Klatsch und Tratsch in Hollywood geht. Mittlerweile schauen jeden Monat mehr als drei Millionen Menschen auf tmz.com, um die neuesten Skandale zu erfahren.

Den Erfolg lassen sich die „Jäger von Hollywood“ einiges kosten. Überall sitzen gut bezahlte Informanten, die TMZ mit Skandalen versorgen. Von Bestechung will Levin nicht sprechen, er nennt die Entlohnung ein „Taschengeld“. Dieses Taschengeld hat unter anderem zum bisher größten Erfolg der Klatschseite beigetragen: TMZ berichtete so früh wie kein anderer Nachrichtendienst vom Tod Michael Jacksons, am 25. Juni um 14.20 Uhr Ortszeit. Renommierte Sender wie CNN konnten den Tod erst drei Stunden später bestätigen.

Den „Scoop“ ermöglichten gut bezahlte Sanitäter, Polizisten und Ärzte, die TMZ stets über den Zustand des Superstars informierten. Die Betroffenen würden sofort ihren Job verlieren, würde auffliegen, dass die Info von ihrer Seite nach außen gedrungen ist. Der Schutz der Informanten ist für Levin daher oberstes Gebot. „Wir sind unglaublich gut vernetzt“, pflegt der ehemalige Jurist zu sagen, wenn man nach seinen Quellen fragt.

Das bringt der Internetseite nicht nur positive Rückmeldungen. Viele sprechen von unsauberen Methoden, Qualitätsjournalismus sehe anders aus, lassen alteingesessene Medien oft verlauten. Dabei bedienen sie sich gern des Beispiels von Michael Jackson. TMZ verkündete sein Ableben um 14.20, der offizielle Todeszeitpunkt wurde später von den Behörden mit 14.26 angegeben.

Herbe Kritik musste Levin auch einstecken, als er die Polizeifotos der von ihrem Freund Chris Brown misshandelten Rihanna veröffentlichte. Ein Polizist soll dafür von der Klatschseite 62.000 Dollar bekommen haben. Levin bestreitet das.

Selbst bei Telefongesellschaften hat TMZ seine Quellen. Als Schauspieler Alec Baldwin seine elfjährige Tochter am Anrufbeantworter als „ungezogenes Schwein“ beschimpfte, wurde das Band Journalisten zugespielt. Minuten später konnte man den Schimpftiraden im Web lauschen. Levin sei ein „menschlicher Tumor“, sagte Baldwin daraufhin. Der Parksünder Schwarzenegger ließ sich zu so einer Aussage nicht hinreißen. Eine Nachricht hinterließ er dem Journalisten, vor dem sich nun ganz Hollywood fürchtet, aber nicht mehr.

Auf einen Blick

TMZ wurde Ende 2005 gegründet und gehört zum Time-Warner-Konzern. Chefredakteur Harvey Levin, ein ehemaliger Jurist, hat sich darauf spezialisiert, die Schönen und Reichen aus Hollywood bloßzustellen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.11.2009)

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