Hawaii zieht gegen Trumps Einreiseverbot vor Gericht

Protest gegen das Einreiseverbot von US-Präsident Trump
Protest gegen das Einreiseverbot von US-Präsident TrumpAPA/AFP/FREDERIC J. BROWN
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Das Verbot ist in Kraft getreten und betrifft Menschen aus sechs Ländern. Um doch in die USA einreisen zu können, müssen enge Verbindungen hierher nachgewiesen werden. Ein dort lebender Onkel oder eine Großmutter reichen nicht aus.

Die von US-Präsident Donald Trump verhängten Einreisesperren für Personen aus sechs überwiegend muslimischen Ländern sind in Kraft getreten. Davon betroffen sind für 90 Tage alle Menschen aus den Ländern Iran, Sudan, Syrien, Jemen, Libyen und Somalia, die keine engen Verbindungen in die USA nachweisen können. Es handelt sich um die abgeschwächte Form von Trumps ursprünglich geplantem Einreiseverbot. Die US-Regierung will zudem 120 Tage lang nur noch in Ausnahmefällen Flüchtlinge aufnehmen.

Der Bundesstaat Hawaii leitete erneut rechtliche Schritte gegen die Einreisesperre ein. Generalstaatsanwalt Douglas Chin reichte noch in der Nacht auf Freitag einen Eilantrag bei Gericht ein. Er macht darin Bedenken geltend, dass die von der US-Regierung erlassenen Ausnahmeregeln für das Einreiseverbot zu eng gefasst und die Visa-Beschränkungen somit weitreichender sind, als es das Oberste Gericht in seiner jüngsten Entscheidung erlaubt hatte.

Trotz der Einreisesperre erwartet das US-Heimatschutzministerium nach eigenen Angaben kein Chaos an den Flughäfen. Ein ranghoher Mitarbeiter, der nicht namentlich zitiert werden wollte, sagte, man rechne mit einem normalen Arbeitsaufkommen für die Grenzbeamten.

Amnesty International will Flughäfen beobachten

Bürgerrechtsorganisationen kritisierte das Vorhaben scharf. Amnesty International plante, Mitarbeiter an Flughäfen zu schicken, um die Situation zu beobachten. Als Trump im Jänner sein erstes Einreisedekret unterzeichnete, war es zu Chaos an einigen Flughäfen gekommen. Auf manchen Flughäfen, etwa in Los Angeles, haben sich in der Nacht bereits einige Personen mit Protesttafeln gegen das Einreiseverbot versammelt, um ihren Unmut darüber zum Ausdruck zu bringen.

Die Umsetzung des Verbots folgt wenige Tage nach einer Entscheidung des Supreme Court. Das Oberste US-Gericht hatte am Montag einstimmig die vorherigen gerichtlichen Blockaden der Einreisedekrete teilweise und vorläufig aufgehoben. Eine endgültige Entscheidung soll im Herbst fallen, allerdings ist der Geltungszeitraum des Einreisestopps dann bereits abgelaufen.

Nach Angaben des Außenministeriums kann aus den betroffenen sechs Ländern weiter einreisen, wer zum Beispiel in den USA studiert oder für eine Firma dort arbeitet. Auch wird eine Ausnahme gemacht, wenn bestimmte Familienmitglieder in den USA leben, darunter Ehepartner sowie Eltern, Kinder und Geschwister. Dagegen reichen in den USA lebende Verwandte wie Großeltern, eine Tante oder ein Onkel sowie Enkelkinder nicht als Nachweis "echter" (bona fide) Beziehungen zu den USA. Dieselben Ausnahmeregelungen gelten auch für Flüchtlinge aus sämtlichen Ländern. Nach Angaben des Außenministeriums sollen aber alle Flüchtlinge, deren Einreise im Zeitraum bis zum 6. Juli geplant ist, noch ins Land kommen dürfen.

Ausnahmen bei doppelter Staatsangehörigkeit

Ausnahmeregelungen gelten nun auch für Menschen aus den sechs Ländern mit doppelter Staatsangehörigkeit. Und wer bereits ein Visum oder eine permanente US-Aufenthaltsgenehmigung (Green Card) hat, kann ebenfalls weiter einreisen. Das war bei der Umsetzung des ersten Dekrets im Jänner noch anders. Damals hatte die sofortige Umsetzung des Einreiseverbots auch für Reisende, die bereits in der Luft waren, an vielen Flughäfen für Chaos und Proteste gesorgt.

Trump begründet seine Maßnahme mit Gefahren für die nationale Sicherheit. Während der 90 beziehungsweise 120 Tage, in denen die Einreiseverbote gelten, will die Regierung die Sicherheitsüberprüfungen für Visa-Antragsteller und Flüchtlinge verschärfen. Diese sind allerdings schon jetzt sehr strikt.

(APA/dpa/AFP/Red.)

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