Nilüfer Yanya, geboren 1996 in London als Tochter eines Künstlerpaars, lernte klassisches Klavier, dann Gitarre. Soeben ist ihre EP „Plant Feed“ erschienen.
Nilüfer Yanya: „Golden Cage“. Vor einem kahlen Wohnturm sieht man Nilüfer Yanya im Video, und mit einem rosa Kabeltelefon, wie sie es in Wirklichkeit wohl noch nie verwendet hat. Oder doch? Wie weit geht die unschuldige Begeisterung dieser Generation für altmodische Gegenstände wie Musikkassetten? Natürlich ist auch Jazz längst „Vintage“ für alle, doch er wirkt selten in einem Popsong so ungezwungen – und eben nicht gewollt nostalgisch – wie in diesem: Ein kleines Bläserensemble swingt erst in Eintracht mit Yanyas nuanciertem Gesang, scheint sich dann leicht störrisch dagegenzustellen, zu bremsen – just, wenn sie eine unerwartete Zeile singt: „You'll never know.“ Was werden wir nie wissen? Von einem Ort ist die Rede, an dem man sie nicht finden könne, dann vom goldenen Käfig des Titels (der Wohnturm im Video?), dann von einem Traum. Der subtile Swing setzt ein und setzt wieder aus, es bleibt ein Geheimnis. Schön.
Den Song der Woche küren allwöchentlich Thomas Kramar („Die Presse“) und Philipp L'Heritier (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 und 21 Uhr auf FM4. Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und fm4.ORF.at.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.07.2017)