US-Präsident Trump fordert „Schulterschluss“ gegen Pjöngjang und wirft China „mangelnde Zusammenarbeit“ vor.
Hamburg. Der Streit über den Umgang mit dem Dauerprovokateur Nordkorea dürfte zu Spannungen zwischen den Granden des G20-Gipfels führen. Dicke Luft herrscht deshalb vor allem zwischen den USA und dem Nordkorea-Alliierten China.
So machte US-Präsident Donald Trump bereits im Vorfeld klar, dass er einen „internationalen Schulterschluss“ gegen das stalinistische Regime in Pjöngjang fordere. In Polen kündigte er erneut „entschiedene Schritte“ und „hartes Vorgehen“ gegen das stalinistische Regime an, das zu Wochenbeginn erstmals eine Interkontinentalrakete getestet hatte, die auch US-Territorium treffen könnte.
Erst Mittwochabend hatte US-Botschafterin Nikki Halley bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats erneut klargemacht, dass Washington im Extremfall auch zum Militäreinsatz gegen Nordkorea bereit sei. Die USA verfügten über beträchtliche militärische Mittel: „Wir werden sie einsetzen, wenn wir müssen, aber wir bevorzugen es, nicht in diese Richtung zu gehen.“ Die USA würden in den kommenden Tagen weitere Sanktionen gegen Nordkorea vorschlagen. Möglich sind weitere Einschränkungen der Öllieferungen. Darüber wollten die USA in Hamburg Gespräche mit den anderen UN-Vetomächten Russland, China, Großbritannien und Frankreich führen. Seit Langem erwägt das Weiße Haus auch sogenannte Sekundärsanktionen, die gegen alle Firmen weltweit gerichtet sind, die mit Nordkorea handeln. Treffen würde dies vor allem China. Trump hatte Peking aufgerufen, den Druck auf Nordkorea zu erhöhen. Vor seinem Abflug nach Hamburg warf er der chinesischen Regierung offen „mangelnde Zusammenarbeit“ vor. Peking wiederum gibt den USA die Schuld, mögliche Verhandlungen zu verhindern.
Zwischen den Stühlen steht Südkorea, dessen neuer Präsident, Moon Jae-in, zwar für Dialog mit dem Norden eintritt – aber trotzdem nicht dem mächtigen Alliierten in Washington die Stirn bieten will. Am Rand des G20-Gipfels wollten Trump, Moon und Japans Premier, Shinzō Abe, über Nordkorea sprechen. (ag., basta)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.07.2017)