Macron bietet Trump die große Bühne zum Nationalfeiertag

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Der US-Präsident wird mit dem französischen Präsidenten zu den 14.-Juli-Feiern über die Pariser Prachtstraße schreiten. Beobachter sprechen von "Diplomatie mit Paukenschlag".

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron empfängt am Donnerstag erst die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel zum deutsch-französischen Ministerrat, wenige Stunden später gastiert dann US-Präsident Donald Trump im Elysee-Palast. Ein Zufall des Kalenders, aber zugleich ein willkommenes Symbol für den selbstbewussten jungen Staatschef.

Denn Merkel und Trump sind zwei Spitzenpolitiker, an denen Macron seit seinem Amtsantritt ganz wesentlich seine Selbstdarstellung ausgerichtet hat. Mit der einen sucht er demonstrativ die Nähe. Vom anderen hat Macron sich nach dessen Abkehr vom Klimaabkommen sehr pointiert abgegrenzt, auch Trumps nationalistische Wirtschaftspolitik passt nicht zum Kurs des Pariser Überfliegers.

Trotzdem sucht Frankreichs Präsident offensiv den Dialog mit dem Mann, der zuletzt beim G-20-Gipfel in Hamburg durch Härte und Kompromisslosigkeit auffiel. "Ich verliere nie die Hoffnung, zu überzeugen", sagte Macron in Hamburg zu Trumps Klimaposition. "Das ist ein Charakterzug." Der Pariser Regierungssprecher beschrieb die Einladung nach Paris als ausgestreckte Hand, um Trump "zurück in den Kreis zu holen".

Macron und seine amerikanisch geprägte Rhetorik

Inwieweit das vor allem starke Töne für das heimische Publikum sind, sei dahingestellt. Der Besuch des Amerikaners ist aber ein Paradebeispiel für Macrons Strategie, die der Sender BFMTV in einem Artikel als "Diplomatie der Paukenschläge" beschrieb. Seinen russischen Amtskollegen Wladimir Putin empfing er Ende Mai im Prunk des Königsschlosses von Versailles, sprach dort aber öffentlich Klartext bei Streitthemen.

Für Trump gibt es nun die ganz große Show auf der Prachtstraße Champs-Elysees: Der Amerikaner ist am Freitag als Ehrengast bei der Militärparade zum französischen Nationalfeiertag dabei. Viel größer geht es kaum. Anlass ist der 100. Jahrestag des US-Eintritts in den Ersten Weltkrieg. Donnerstagabend dinieren die Staatschefs und ihre Ehefrauen Brigitte Macron und Melania Trump auf der zweiten Etage des Eiffelturms - in einem Restaurant von Sternekoch Alain Ducasse.

Zum Teil mag dieser Hang zum Symbol innenpolitisch begründet sein, Teil der sehr amerikanisch geprägten Kommunikationsstrategie Macrons. Nach Einschätzung des Außenpolitikexperten Dominique Moisi vom Institut Montaigne steckt darin aber auch eine Botschaft an den "Amerika zuerst"-Präsidenten. "Am 14. Juli in Paris französische und amerikanische Truppen gemeinsam über die Champs-Elysees marschieren zu lassen bedeutet (...), Trumps Vereinigten Staaten daran zu erinnern, dass es eine Zeit gab, wo Amerika groß, weltoffen und großzügig war", schrieb er in einem Gastbeitrag für die Zeitung "Les Echos".

Letztlich haben Paris und Washington bei manchen Themen auch einfach ähnliche Interessen. Ein Beamter im Weißen Haus sagt, dass die Präsidenten vor allem über den Anti-Terror-Kampf und den Syrien-Konflikt sprechen wollten. "Ich sehe die Chemie zwischen ihnen als sehr gut an." Ob Macron einen Draht zu Trump findet, der sich politisch auszahlt, dürfte sich aber erst auf mittlere Sicht zeigen.

Neue deutsch-französische Achse

Neben der glanzvollen Trump-Visite wird der deutsch-französische Ministerrat am Donnerstag wohl ein wenig in den Hintergrund rücken. Nachdem Merkel und Macron bereits mehrfach ihre Verbundenheit demonstriert haben, könnte das Treffen Anlass zur Frage geben, wann der versprochene Neuanfang für Europa denn nun Fahrt aufnimmt. Bei Macrons Forderungen nach einer Reform der Eurozone ist jedenfalls so knapp vor der deutschen Bundestagswahl kein Durchbruch zu erwarten.

Bewegung könnte es bei der geplanten verstärkten Militär-Zusammenarbeit der EU-Länder geben, wo Berlin und Paris an gemeinsamen Positionen feilen. Auch Initiativen für mehr Investitionen sind ein Thema, etwa zur Förderung von Start-ups. Zu dem traditionellen Treffen des deutsch-französischen Tandems reist ein großer Teil des Kabinetts an. Erstmals seit langem leiten Kanzlerin und Präsident dabei ein Treffen des deutsch-französischen Sicherheitsrats - ein Indiz, dass die Verteidigungspolitik und der Kampf gegen den Terror neues Gewicht gewonnen haben.

Es ist auch ein Symbol, dass das Treffen in Paris stattfindet. Eigentlich wäre Deutschland dran gewesen, letztes Jahr hatte man sich im französischen Metz getroffen. Das sei ein "Zeichen des Vertrauens" für die neue Führung in Paris, heißt es im Elysee-Palast.

(APA/dpa/Sebastian Kunigkeit)

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