Mit einer grandiosen Inszenierung empfing Macron den US-Kollegen am Nationalfeiertag. Trump zeigte sich beeindruckt – und lobte die Figur der französischen First Lady.
Paris. Donald Trump wirkte sichtlich zufrieden als Ehrengast auf der Tribüne am Pariser Platz mit dem Namen La Concorde – „Eintracht“ auf Deutsch. Eintracht demonstrierte der französische Gastgeber, Präsident Emmanuel Macron, denn auch mit dem Staatschef aus den USA. Wie seit Jahren enge Freunde applaudierten die beiden während des Spektakels der Militärparade zum französischen Nationalfeiertag am Freitag, dem 14. Juli: die Erinnerung an den Sturm auf die Bastille 1789.
All die bunten Uniformen waren ganz nach dem Geschmack des begeisterten US-Gastes. Mit militärischem Gruß bedachte Trump die teils in historische Uniformen verkleideten Angehörigen einer Delegation amerikanischer Soldaten, die aus Anlass des Eintritts der USA in den Ersten Weltkrieg vor hundert Jahren den Marsch eröffneten. Wenn Trump bei diversen Gipfeln und anderen internationalen Anlässen einen eher gelangweilten oder gar verärgerten Eindruck machte, schien ihm diese militärische Schau mit Taktschritt wirklich zu gefallen.
Mit dieser 100-Jahr-Feier unterstrich Frankreich nicht nur ein Symbol, sondern vor allem die Bedeutung der seit rund 250 Jahren andauernden Beziehung zwischen Frankreich und den Vereinigten Staaten. In einer kurzen Ansprache würdigte Macron die engen Beziehungen zwischen beiden Ländern. Frankreich habe in den USA stets „sichere Verbündete gefunden, Freunde, die uns zur Hilfe geeilt sind. Nichts wird uns jemals trennen.“
Die Inszenierung des Empfangs war grandios. Und alles klappte wie am Schnürchen. Die Macron-Show begann am Vortag gleich nach Trumps Ankunft mit dem gemeinsamen Besuch des Grabmals von Napoleon Bonaparte im Invalidendom und einem exklusiven Abendessen auf dem Eiffelturm, bei dem das Ehepaar Trump die Aussicht auf die Stadt an der Seine genießen konnte, wie dies sonst nur wenigen Touristen vergönnt ist.
Brigitte Macron, „toll in Form“
Macron spielte alle Trumpfkarten aus: die einmalig prächtige Kulisse und den Charme seiner Hauptstadt, die Erinnerung an die Geschichte einer Weltmacht, die lange Freundschaft seit Frankreichs Schützenhilfe im US-Unabhängigkeitskrieg. Und Trump, dessen Laune sich von Stunde zu Stunde aufzuhellen schien, ließ sich bereitwillig schmeicheln. Sein Versuch, zur Erwiderung der Freundlichkeiten seinerseits Macrons Frau Brigitte ein Kompliment zu machen, ging indes daneben. Seine mit einer etwas allzu deutlichen Geste unterstrichene Bemerkung, die First Lady sei „physisch wirklich toll in Form“, wurde vor allem von den aus seinem Land angereisten Medien heftig kritisiert. Auf Twitter lobte Trump noch vor seiner Heimreise den Besuch in allen Tonlagen, und er versicherte seinem Gastgeber Macron, die Beziehungen zwischen den USA und Frankreich seien „enger denn je, wenn nicht sogar ewig“.
Mehr konnte auch der französische Präsident nicht erhoffen, der sich bei Trump einen exklusiven Platz alsKumpel und als unumgänglicher Wortführer Europas gesichert hat. Ob diese auf der Concorde zur Schau gestellte Herzlichkeit von Dauer ist, und ob sie eine Annäherung der Standpunkte in den Streitfragen wie der Klimapolitik oder der drohenden protektionistischen Handelspolitik ermöglicht, steht auf einem anderen Blatt geschrieben.
Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz am Donnerstagabend wies Macron jedenfalls nochmals auf diese Divergenzen hin. Trump erwiderte darauf: „Wenn es in der Klimafrage eine Entwicklung gibt, wäre dies wundervoll“ – und wenn nicht, wäre ihm das auch recht.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.07.2017)