Nobelkomitee: China trägt "schwere Verantwortung" am Tod Lius

REUTERS/Bobby Yip
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Es sei "verstörend", dass Liu keine angemessene medizinische Behandlung bekommen habe. Human Rights Watch prangert die "Schonungslosigkeit" Pekings an.

Das Nobelkomitee hat den chinesischen Behörden eine erhebliche Mitverantwortung am Tod des Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo gegeben. "Wir finden es zutiefst verstörend, dass Liu Xiaobo nicht in eine Einrichtung verlegt wurde, in der er eine angemessene medizinische Behandlung hätte bekommen können, bevor das Endstadium seiner Krankheit begann", erklärte die Präsidentin des Komitees, Berit Reiss-Andersen, am Donnerstag in Oslo.

"Die chinesische Regierung trägt eine schwere Verantwortung für seinen vorzeitigen Tod", fügte sie hinzu. Die chinesischen Behörden hatten am Donnerstag Lius Tod bekannt gegeben. Der Dissident war vor gut einem Monat wegen einer Leberkrebserkrankung vorzeitig aus der Haft entlassen worden - dies wurde vor gut zwei Wochen bekannt.

Die deutsche Bundesregierung hatte wiederholt eine Behandlung des Friedensnobelpreisträgers in Deutschland angeboten, auch Liu selbst hatte diesen Wunsch geäußert. Die chinesischen Behörden lehnten Lius Behandlung im Ausland jedoch ab. Seine Ärzte im nordostchinesischen Shenyang erklärten ihn für nicht transportfähig.

"Arroganz, Grausamkeit und Herzlosigkeit"

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) erklärte in New York, der Tod von Liu offenbare die "Schonungslosigkeit der chinesischen Regierung gegenüber friedlichen Befürwortern von Menschenrechten und Demokratie". Der bisher letzte Nobelpreisträger, der in staatlichem Gewahrsam starb, sei 1938 während der Nazi-Herrschaft der deutsche Pazifist Carl von Ossietzky gewesen.

Trotz seiner fortschreitenden Krankheit sei Liu isoliert worden und habe nicht frei über seine medizinische Behandlung entscheiden können, erklärte die HRW-Direktorin für China, Sophie Richardson. "Die Arroganz, Grausamkeit und Herzlosigkeit der chinesischen Regierung sind schockierend - aber Lius Kampf für ein rechtsstaatliches demokratisches China wird weitergehen."

Liu war 2009 wegen "Untergrabung der Staatsgewalt" zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Der Schriftsteller und Menschenrechtsaktivist hatte ein Manifest mitverfasst, das demokratische Reformen in China forderte. Ein Jahr nach seiner Verurteilung wurde er mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, die chinesischen Behörden ließen ihn den Preis nicht persönlich entgegennehmen.

(APA/AFP)

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