Salzburg: Ein falscher Pfiff und viele Eigenfehler

Die Enttäuschung war den Salzburg-Spielern ins Gesicht geschrieben, nachdem auch der zehnte Anlauf in die Champions League gescheitert ist.
Die Enttäuschung war den Salzburg-Spielern ins Gesicht geschrieben, nachdem auch der zehnte Anlauf in die Champions League gescheitert ist. (c) APA/EXPA/JOHANN GRODER
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Salzburg hat gegen HNK Rijeka erneut die Champions League verpasst. Trainer Marco Rose wollte die Schuld nicht beim Schiedsrichter suchen, dafür war das Gezeigte auch zu wenig.

Rijeka/Wien. Salzburg und die Champions League haben auch im zehnten Versuch nicht zueinandergefunden. Nach dem 1:1 im Hinspiel war ein 0:0 bei HNK Rijeka zu wenig für den Aufstieg. Das neuerliche Ausscheiden war allerdings nicht nur Unvermögen geschuldet, der türkische Schiedsrichter Hüseyin Göçek verweigerte einem regelkonformen Treffer von Yabo (54.) wegen Abseits die Anerkennung – eine eigentlich unentschuldbare Fehlentscheidung, da ein Rijeka-Verteidiger auf der Torlinie lag und damit deutlich hinter dem Salzburger postiert war.

Im Kabinengang sollen Trainer Marco Rose und Sportdirektor Christoph Freund ihren Unmut über die offensichtliche Benachteiligung lautstark kundgetan haben, in den Interviews aber wollte niemand den falschen Pfiff als alleinige Ursache ausmachen. „Das sind Menschen, Menschen machen Fehler. Wir hätten noch ein zweites Tor machen müssen. Fertig. Aus“, meinte Rose ebenso wie Rechtsverteidiger Stefan Lainer: „Sudern hilft nicht, wir sind verdient draußen. Der Schiri versucht auch, sein Bestes zu geben. Wir haben genug Zeit gehabt, um es zu entscheiden, deswegen sind wir selbst schuld.“

Mut und Leitwölfe fehlen

Die Eigenverantwortung ist nicht von der Hand zu weisen, denn wie schon im Hinspiel verschlief Salzburg fast die gesamte erste Halbzeit, ehe mit Nachdruck auf das benötigte Tor gespielt wurde. „Wir haben nicht mutig genug vertikal gespielt. Immer, wenn wir es getan haben, sind wir gefährlich geworden. Dann hatten wir mehr Zugriff“, analysierte Rose. Dies passierte jedoch viel zu selten, und Hwang und Dabbur bzw. später Gulbrandsen kamen an vorderster Front kaum zu Abschlüssen. „Man hat gesehen, dass wir versucht haben, ein vernünftiges Spiel zu machen. Es ist uns nicht alles geglückt, aber ich denke, dass wir über weite Strecken die bessere Mannschaft waren“, meinte Torhüter Alexander Walke.

Willen und Einsatz waren der jungen Mannschaft nicht abzusprechen, doch es fehlte die ruhige, ordnende Hand eines echten Leitwolfs auf dem Platz. Routinier Andreas Ulmer war die meiste Zeit eher Mitläufer, Christoph Leitgeb saß gar über 90 Minuten auf der Bank. Ernüchternd fiel auch das Resümee des Trainers aus. „Sie haben sich voll reingehaut, den Widerständen hier getrotzt“, betonte Rose, dass die gezeigte Qualität dem Champions-League-Anspruch aber nicht genügt habe. „Trotzdem bin ich der Meinung, dass wir es besser können. Ich weiß nicht, ob man sagen kann, dass wir über die gesamte Spielzeit das bessere Team waren.“

Es wartet also wieder der Gang in die ungeliebte Europa League, den Gegner für das Play-off erfährt Salzburg heute (13 Uhr) in der Auslosung. „Die nächsten Tage wird es natürlich noch schmerzen, aber wir haben jetzt noch die Chance. Das werden zwei Finalspiele für uns“, sagte Ulmer. Der Europacup ist weniger aus finanzieller denn aus sportlicher Sicht eine Notwendigkeit, um weiterhin internationale Talente anzulocken.

Lazaro offiziell zu Hertha

In Kroatien nicht mehr dabei war Valentino Lazaro, der seit Donnerstag nun auch offiziell kein Salzburg-Spieler mehr ist. Der derzeit am Knöchel verletzte 21-Jährige wechselt auf Leihbasis in die deutsche Bundesliga zu Hertha BSC Berlin, bei einer gewissen Anzahl von Einsätzen wird der Kontrakt in ein Kaufgeschäft umgewandelt. In diesem Fall beträgt die kolportierte Ablösesumme sieben Millionen Euro, womit Lazaro zum sechstteuersten ÖFB-Transfer avancieren würde.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.08.2017)

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