Biochemikerin Renée Schroeder tritt für die Liste Pilz an. Sie nimmt sich kein Blatt vor den Mund.
Wien. Renée Schroeder ist keine, die mit ihren Positionen hinterm Berg hält. Die Biochemikerin verließ aus Protest die österreichische Akademie der Wissenschaften, wetterte als deklarierte Umweltschützerin gegen Anti-Gentechnikplakate von Greenpeace („Volksverblödung“) und unterstützte beim Rennen um die Bundespräsidentschaft Alexander Van der Bellen. Nun tritt die 64-Jährige für den Ex-Grünen Peter Pilz an. Mit dem ebenfalls gestern als Kandidat vorgestellten TU-Informatikdekan Hannes Werthner soll sie Forschung und Wissenschaft abdecken.
Schroeder, die in Brasilien geboren wurde und in Bruck an der Mur aufwuchs, ist mit Pilz zur Schule gegangen. Als Professorin an den Max F. Perutz Laboratories von Uni und Med-Uni Wien beforscht sie vor allem Ribonukleinsäure. Die Wissenschaft macht sie in ihren mehrfach prämierten populärwissenschaftlichen Büchern („Die Henne und das Ei“, „Die Erfindung des Menschen“) auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich.
Frauen, Kirche versus Staat
Die Mutter zweier Kinder kämpft seit jeher für die Förderung von Frauen in der Wissenschaft. Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise unterzeichnete Schroeder einen Aufruf von der und an die Forschung, in dem Bereich Verantwortung zu übernehmen. Außerdem engagiert sie sich mit „Religion ist Privatsache“ für die strikte Trennung von Kirche und Staat.
Ob sie sich nach ihrer Pensionierung kommendes Jahr wie eigentlich geplant mit ihrem eigenen Bauernhof beschäftigen wird, ist nun wohl offen. Peter Pilz hat Schroeder wie auch Werthner „vollkommen sichere Mandate“ versprochen. Die fertigen Listen seiner Bewegung will er kommende Woche vorlegen. (beba/APA)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.08.2017)