Unwetter: Nach dem Aufräumen kommt der nächste Regen

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400 Millionen Euro stellt der Katastrophenfonds für Betroffene zu Verfügung. Das nächste heftige Unwetter droht schon am Donnerstag.

Wien. Beziffern lässt sich das Ausmaß der Schäden, die die Unwetter in Tirol, Salzburg, der Steiermark und Kärnten verursacht haben, noch nicht. Betroffen sind Tausende Menschen: Allein in der Steiermark wurden 16 Gemeinden zu Katastrophengebieten erklärt.

1 Welche Folgen hatten die schweren, dreitägigen Unwetter?

Drei Menschen sind in den Unwettern ums Leben gekommen: Am Montag wurde in Tirol die Leiche eines Wanderers gefunden, der in einen hochwasserführenden Bach gestürzt war. In Ried im Innkreis (OÖ) wurde am Sonntag ein Mann vom Blitz getroffen und starb kurz darauf im Spital. Und am steirischen Kreischberg kam ein 13-Jähriger im Zuge der Unwetter ums Leben, die genaue Todesursache ist aber noch unklar.

Hunderte Menschen mussten in Notquartiere ziehen. Die Schäden in der Landwirtschaft, an Straßen und Häusern können noch nicht beziffert werden: Aber allein im obersteirischen Oberwölz, wo die Wassermassen zahlreiche Straßenteile wegspülten, dürfte die Schadenssumme fünf bis sechs Millionen Euro betragen, wie Bürgermeister Johann Schmidhofer zur „Presse“ sagt. Ohne die Schutzmaßnahmen, die nach dem Hochwasser 2011 errichtet wurden, „wäre das Ausmaß der Schäden aber noch viel größer. Wir waren gut vorbereitet.“

Tatsächlich dürften die sogenannten Schutzbauwerke der Wildbach- und Lawinenverbauung noch schwerere Schäden verhindert haben: Die Baumaßnahmen, die abgehendes Geröll und Wildholz zurückhalten, haben am Wochenende in Salzburg und der Steiermark 800.000 m3 an Geröll zurückgehalten – das entspricht der Lademenge von 80.000 Lkw.

2 Wie ist die Lage in den betroffenen Gebieten?

Entspannter, weil die Regenfälle vorbei sind. Die Aufräumarbeiten werden aber noch tage-, teils wochenlang dauern. Zahlreiche Straßen, die von Geröll und Schlamm verschüttet wurden, konnten am Montag wieder freigegeben werden. Andere, wie die Katschbergstraße, bleiben noch gesperrt. Im Ort Oberwölz, den Kanzler und Außenminister am Montag besuchten (siehe oben) – ist offen, ob zehn Wohnhäuser überhaupt wieder bezogen werden können. In Kärnten waren am Montag noch 800 Haushalte ohne Strom.

3 Gibt es finanzielle Hilfe für die Betroffenen?

Ja. Ab sofort können betroffene Privatpersonen bei ihren Gemeinden einen Antrag auf Entschädigung einreichen. Der Katastrophenfonds stellt 400 Mio. Euro zur Verfügung, wie Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) am Montag bekannt gab, bei Bedarf auch mehr.

4 Ist die Gefahr in den Gebieten nun vorbei?

Leider nicht. Zwar verlaufen die nächsten Tagen ohne Regen. „Ab Donnerstag zeichnet sich aber leider wieder eine ähnliche Wetterlage wie zuletzt ab“, sagt Meteorologe Josef Lukas vom Wetterdienst Ubimet. Nach extremer Hitze – auch in dieser Woche werden bis zu 37 Grad erwartet – dürften die Gewitter in der sehr energiereichen Luft wieder sehr heftig ausfallen – und zwar genau in jenen Regionen, die schon am Wochenende von den schweren Unwettern betroffen waren.

Mit weiteren Unwettern und entsprechenden Schäden ist also vom Tiroler Unterland ostwärts zu rechnen: „Die Böden sind gesättigt, da auch schon der Juli dort extrem nass war. Die Böden können nichts mehr aufnehmen.“ Was die Gefahr von Hangrutschungen und Überflutungen erheblich ansteigen lässt. (mpm/APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.08.2017)

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