Die Kenianer haben einen neuen Präsidenten gewählt. Traditionell entscheiden die Wähler strikt nach ethnischer Zugehörigkeit. Die Politik schürt diese Spaltung ganz bewusst.
Nairobi/Wien. Wahlzeiten sind in Kenia potenziell Krisenzeiten. Seit der Einführung des Mehrparteiensystems Ende 1991 ist kaum eine Wahl vergangen, bei der es im Anschluss nicht zu Gewalt gekommen wäre. Die schlimmste Krise gab es nach der Präsidentenwahl vor zehn Jahren, als die Angehörigen der großen Volksgruppen Kikuyu, Kalenjin und Luos aufeinander losgingen und bei Unruhen mehr als 1200 Menschen starben. So war auch am Dienstag die Anspannung groß, als in den frühen Morgenstunden die Wahllokale öffneten und 19,6 Millionen registrierte Wähler dazu aufgerufen waren, einen neuen Präsidenten, das Parlament und Regionalvertretungen zu bestimmen.
Gespaltenes Land
Das Augenmerk liegt freilich auf dem Staatschef. Politische Inhalte haben Wahlen in Kenia bisher aber kaum bestimmt. Es gibt ein viel mächtigeres Kriterium, nach dem die Wähler ihre Entscheidung treffen: die ethnische Zugehörigkeit. Das wissen auch die Kandidaten – und schüren die Gräben zwischen den Volksgruppen mit ihrer Rhetorik in Wahlzeiten ganz bewusst. Deshalb sagt Peter Aling'o vom afrikanischen Thinktank Institute of Security Studies (ISS) in Nairobi: „Tribalismus oder Ethnizität in Kenia ist eine politische Kreation, die von Politikern ausgenutzt wird.“