Mehr als 100 Tote bei Gefechten mit Rebellen in Myanmar

AFP (WAI MOE)
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Der sich verschärfende Konflikt zwischen Sicherheitskräften und Angehörigen der muslimischen Rohingya-Minderheit in Myanmar treibt immer mehr Menschen in die Flucht.

Bei Gefechten zwischen muslimischen Rebellen und Sicherheitskräften im Westen Myanmars (Burma) hat es nach Behördenangaben mehr als hundert Tote gegeben. Aufständische der muslimischen Minderheit der Rohingya griffen demnach mehrere Polizeiwachen im Bundesstaat Rakhine an.

Tausende Rohingya flohen vor der Gewalt in Richtung Bangladesch. Doch die dortigen Sicherheitskräfte nahmen die Menschen zum Teil fest. Rund 70 Rohingya wurden wieder nach Myanmar abgeschoben.

Myanmars Armeechef Min Aung Hlaing erklärte, Soldaten und Polizisten hätten gemeinsam gegen die "Terroristen" gekämpft. Die Angreifer waren nach seinen Worten mit Schusswaffen und selbstgebauten Sprengsätzen bewaffnet. Nach Armeeangaben töteten sie mindestens ein Dutzend Sicherheitskräfte.

Allein am Grenzübergang Ukhiya in Bangladesch trafen nach Angaben der Grenztruppen mehr als tausend Frauen der Minderheit mit Kindern und Vieh ein. Im Grenzgebiet Ghumdhum schossen Soldaten aus Myanmar auf die Flüchtenden.

Vielen gelang jedoch die Grenzüberquerung. Etwa vier Kilometer vom Flüchtlingslager Kutupalong in Bangladesch entfernt nahm die Polizei 70 Flüchtlinge fest. Der örtliche Polizeichef Abu Khaer sagte der Nachrichtenagentur AFP, alle 70 seien zwangsweise zurück nach Myanmar gebracht worden.

Im Lager Kutupalong leben tausende Rohingya unter erbärmlichen Bedingungen. Bangladesch hat insgesamt etwa 400.000 Rohingya-Flüchtlinge aufgenommen. Ein ranghoher Vertreter der Regierung in Dhaka sagte AFP, die Behörden im Grenzbezirk zu Myanmar seien angewiesen worden, keine "illegalen Grenzübertritte" zuzulassen. Dort befinden sich mehrere große Flüchtlingscamps.

In Rakhine wurden unterdessen auch sechs Mitglieder einer Hindu-Familie - darunter eine Frau und drei Kinder - Opfer der Gewalt. Ihre von Kugeln durchsiebten Leichen wurden in ein Krankenhaus gebracht. Ein Verwandter sagte, aufständische Rohingya hätten die Familie erschossen.

In Rakhine leben etwa eine Million Rohingya in bitterer Armut. Die Muslime gelten als eine der am meisten verfolgten Minderheiten der Welt. Weite Teile der buddhistischen Mehrheit in Myanmar betrachten sie als illegale, staatenlose Einwanderer aus Bangladesch, obwohl viele der Rohingya schon seit Generationen in Myanmar leben.

Grenzposten in Rakhine waren bereits im Oktober 2016 attackiert worden. Die Armee startete daraufhin eine Offensive. Zehntausende Menschen flohen vor den Kämpfen. Die Spannungen in dem Bundesstaat nahmen in den vergangenen Wochen weiter zu. Nach mehreren tödlichen Attacken verlegte die Armee Mitte August weitere Truppen in die Region. Die UNO zeigte sich besorgt und rief die Regierung zur Achtung der Menschenrechte der Rohingya auf.

Eine Kommission unter Leitung des früheren UN-Generalsekretärs Kofi Annan hatte am Donnerstag einen Bericht zur Lage der Minderheit in Rakhine veröffentlicht. In der von der Regierung selbst in Auftrag gegebenen Untersuchung fordert das Gremium dazu auf, den Rohingya mehr Rechte zuzugestehen, um eine Radikalisierung zu verhindern. Den neuerlichen Gewaltausbruch nannte Annan eine "beunruhigende Eskalation". Er rief zu einem Gewaltverzicht auf und forderte die Sicherheitskräfte zur Zurückhaltung auf.

(APA/AFP)

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