Zehntausende Rohingya flüchten aus Myanmar

Viele Rohingya landen in Flüchtlingscamps in Bangladesch.
Viele Rohingya landen in Flüchtlingscamps in Bangladesch.APA/AFP
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Der Konflikt um die von Myanmar nicht akzeptierte muslimische Minderheit, trieb in einer Woche 18.000 Betroffene nach Bangladesch. Doch auch dort sind Rohingya nicht willkommen.

Die jüngste Gewalt in der Unruheregion Rakhine in Myanmar hat womöglich Zehntausende Menschen in die Flucht getrieben. 90.000 seien Rund 18.000 muslimische Rohingya seien nach Schätzungen bereits über die Grenze nach Bangladesch gekommen, sagte eine Mitarbeitern der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka am Mittwoch.

Zudem seien mehrere hundert Menschen im Niemandsland an der Grenze zwischen Myanmar und Bangladesch gestrandet. Die genaue Zahl sei aber schwer zu schätzen, teilte die IOM mit. Die Ankömmlinge würden nicht formell registriert, es handle sich um Schätzungen verschiedener Hilfsorganisationen. Tags zuvor hatte das UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) von 5200 Flüchtlingen gesprochen.

Nach Behördenangaben war die Situation fünf Tage nach Beginn der Gefechte zwischen muslimischen Rohingya-Rebellen und der Polizei noch immer "unberechenbar". Die Gewalt war am vergangenen Freitag eskaliert, nachdem die Rebellen Posten der Polizei und Armee angriffen. Dabei und beim Gegenschlag der Sicherheitskräfte kamen nach Schätzungen rund 100 Menschen ums Leben, die meisten von ihnen Rohingyas.

Auch Bangladesch lehnt Rohingya ab

Die Regierung von Bangladesh hält die Mitglieder der Rohingya-Minderheit von der Einreise ab, während die Vereinten Nationen das Land zur Grenzöffnung für die Rohingya drängen. Bangladesch schlug Myanmar ein gemeinsames militärisches Vorgehen gegen muslimische Rebellen vor. Nach eigenen Angaben beherbergt das Land bereits 400.000 Rohingya, die in den vergangenen Jahren über die Grenze kamen.

Es handelt sich um die schlimmsten Auseinandersetzungen seit etwa fünf Jahren. Myanmar ist vorwiegend buddhistisch, in dem nordwestlichen Staat Rakhine leben etwa eine Million Rohingya. Die in bitterer Armut lebenden Muslime gelten als eine der am meisten verfolgten Minderheiten der Welt. Myanmar erkennt die teils seit Generationen im Land lebenden Menschen nicht als Staatsbürger an, sondern sehen sie als "Mitbringsel" der britischen Kolonialherren aus dem heutigen Bangladesch.

Brisante Papst-Reise

Ende November (27. bis 30.) bricht Papst Franziskus zu einer politisch heiklen Mission nach Myanmar und Bangladesch auf. Mit Blick auf die Auseinandersetzungen baten die katholische Bischöfe Myanmars den Pontifex, bei seinem Besuch auf den Begriff "Rohingya" zu verzichten. Die Bischöfe hätten ihm das Anliegen bereits im Juni übermittelt, berichtete der katholische Pressedienst für Süd- und Ostasien "Ucanews" laut Kathpress. "Wir haben gesagt, dass das Wort Rohingya im Land immer noch ein sensibler Punkt ist und daher während der Reise besser nicht benutzt wird", sagte Erzbischof Alexander Pyone Cho, dessen Diözese Pyay auch Rakhine umfasst.

(APA/dpa/Reuters)

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