Immer mehr Angehörige der muslimischen Minderheit müssen sich aus Myanmar in Sicherheit bringen. Die myanmarische Regierung verwehrt Hilfsorganisationen den Zugang in die betroffene Region.
Die Lage der Rohingya in Myanmar spitzt sich weiter zu. Mindestens 123.000 Angehörige der muslimischen Minderheit sind in Folge der jüngsten Gewaltwelle in Myanmar über die Grenze nach Bangladesch geflohen. Dies sagte Joseph Tripura, Sprecher des UN-Flüchtlingshochkommissariats (UNHCR), am Dienstag in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka. Die Flüchtlingscamps seien voll. Hilfsorganisationen hätten Schwierigkeiten, alle Flüchtlinge unterzubringen, und diese mit Essen und medizinischer Hilfe zu versorgen, so Tripura.
Mehr als eine Million Rohingya leben im Bundesstaat Rakhine in Myanmar. Seit Ende August gab es dort eine neue Welle der Gewalt gegen die muslimische Minderheit mit fast 400 Toten. In dem buddhistisch geprägten Land sehen sich die Rohingya seit Jahrzehnten Diskriminierung und Verfolgung ausgesetzt. Viele besitzen keine Pässe und werden nicht als Staatsbürger anerkannt.
Mittlerweile lehnt sich auch eine neue militante Gruppierung mit dem Namen Arakan Rohingya Salvation Army gegen die buddhistische Regierung auf und führt einen bewaffneten Kampf für die Rechte der Rohingyas in Myanmar. Die jüngsten Aktionen der Gruppe haben zu einer weiteren Verschärfung der Lage geführt.
UNO braucht Geld
Die UNO-Hilfsorganisationen bräuchten für die nächsten drei Monate dringend 18 Millionen Dollar (rund 15 Millionen Euro) zur Unterstützung der Ankömmlinge, berichtete die IOM in Genf. Die Organisation appellierte an Regierungen, das Geld für lebensrettende Maßnahmen aufzubringen. Die Menschen benötigten Zelte, Decken, Essen und medizinische Versorgung.
Nach Angaben des UNHCR sind viele teils tagelang herumgeirrt und nach eigenen Angaben unter Beschuss gekommen. Sie hätten nur mit Regenwasser überlebt.
"Zu gefährlich" um zu helfen
Trotz der katastrophalen humanitären Lage untersagt die myanmarische Regierung internationalen Hilfsorganisationen, in die betroffene Region zu reisen, da die derzeitige Situation in den Krisengebieten laut Behörden zu gefährlich sei. Tausende Menschen auf der Flucht können nun lebensnotwendige Hilfe, wie die Zufuhr von Wasser, Nahrungsmittel und Medizin, nicht erhalten. Nicht nur Organisationen der UN, auch andere Hilfsorganisationen wie Oxfam und Save the children, geben an, dass die Regierung ihnen den Zugang verwehrt.
Der Sprecher von OCHA (United Nations Office for the Coordination of Humanitarian Affairs), Pierre Peron, betont im Gespräch mit dem „Guardian“, dass „die humanitäre Hilfe an schutzlose Personen geht, die diesen Beistand brauchen, weil ihr Leben davon abhängt. Für die Schutzsuchenden aller Gemeinschaften müssen sofortige Maßnahmen getätigt werden, um die rettenden Aktivitäten wiederaufnehmen zu können.“ Die UNO bemüht sich um engen Kontakt mit der Regierung, um Rettungsaktionen sobald wie möglich wieder aufzunehmen zu können.
Flüchtende Rohingya berichten von Massakern, Brandstiftungen und Tötungen. Bangladesch verstärkt unterdessen die Sicherheitsvorkehrungen an den Grenzen. Nach Angaben der Regierung Bangladeschs hat das Land bereits 400.000 Rohingya aufgenommen - nun will es keine weiteren Flüchtlinge mehr unterbringen.
(APA/dpa/AFP/Reuters/Red.)