Raiffeisenlandesbank OÖ: Regionale und digitale Bank

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Das Geschäft mit Firmenkunden boomt, Onlinebanking ebenso. Ab Ende September kommt Handybanking.

Wien. Es gab eine Zeit, da wurden sie von den anderen bestenfalls belächelt: die Regionalbanken. Sie waren (bis auf wenige Ausnahmen) nicht dabei, als es gen Osten ging, sie waren nicht dabei, als man mit Investmentbanking meinte, die Schwerkraft zu überwinden. Sie blieben am Boden und machten weiterhin langweilige Bankgeschäfte. Eine Finanzkrise später sind es genau diese Regionalbanken, die besser dastehen denn je. Auch der Chef der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, Heinrich Schaller, präsentierte Montagabend in Wien ein „sehr, sehr gutes Halbjahresergebnis“.

Der Periodenüberschuss vor Steuern stieg in den ersten sechs Monaten um 167 auf 234,9 Millionen Euro. Vor allem das Geschäft mit Unternehmenskunden entwickelt sich gut. Die Landesbank profitiert von der guten Stimmung in den Unternehmen. Bestes Indiz: Das Finanzierungsvolumen (Kredite) stieg um eine Milliarde auf 20,1 Milliarden Euro. Die Unternehmen liehen sich also um 5,3 Prozent mehr Geld von der Bank. Der überwiegende Teil floss in neue Investitionen. Die Investitionsfinanzierungen stiegen um 7,9 Prozent.

Man habe den Schwerpunkt in diesem Jahr auf das Firmenkundengeschäft gelegt, berichtet Schaller. Die RLB habe sich als „vorbereitete Bank“ positioniert, vorbereitet auf die Bedürfnisse der Unternehmen und die neuen wirtschaftlichen Herausforderungen.

Vorbereitet sei das Unternehmen aber auch auf die Digitalisierung. Mittlerweile werden 93,5 Prozent aller Kundenaufträge elektronisch per Onlinebanking abgewickelt. Nur noch 6,5 Prozent der Transaktionen finden am Schalter statt. Und dennoch betont Schaller: „Die regionale Präsenz bleibt.“

Die Zahl der Raiffeisenbanken in Oberösterreich ist von 85 auf 82 gesunken, Mitarbeiter, die in Pension gehen oder das Unternehmen verlassen, werden nicht nachbesetzt. Das Filialnetz werde dennoch nicht signifikant schrumpfen. Da und dort werden Kleinstfilialen aber nur noch wenige Stunden pro Woche geöffnet haben.

Von Handy zu Handy

Zurückhaltend reagiert die Bank aber, wenn jemand Geld einlegen möchte. Denn bekanntlich zahlen Banken bei der EZB Negativzinsen. Während Negativzinsen für Privatkunden kein Thema sind, kann sich Schaller allerdings vorstellen, mit institutionellen Anlegern „da oder dort“ über Negativzinsen zu reden.

Apropos: Während es laut OGH-Urteil den Banken nicht erlaubt ist, Sparguthaben mit Negativzinsen zu belasten, müssen sie nach Ansicht der Höchstrichter andererseits die Negativzinsen bei variablen Krediten an die Kunden zurückzahlen. Die RLB OÖ hat deshalb 18,2 Millionen Euro zurückgestellt. Etwa 170.000 Kreditkunden werden demnächst eine Gutschrift erhalten.

Ende September wird es auch für Kunden der RLB OÖ möglich sein, von Handy zu Handy Geld zu überweisen. Die Technologie ist nicht neu, es gibt sie seit Jahren. Nun machen auch die heimischen Banken Ernst. Nach der Bank Austria bietet also der Raiffeisensektor diese einfache und schnelle Transaktion an.

Ist die App auf den Smartphones der „Geschäftspartner“ installiert, braucht es keine Kontonummer, keine IBAN und keine TAN mehr. Die Handynummer genügt, um einen Geldbetrag von maximal 400 Euro pro Tag zu überweisen, so Schaller. „Für die Kunden ist es positiv, weil es schnell geht“, sagt Schaller. Das Geld werde in Echtzeit überwiesen.
Abgewickelt wird die neue Bezahlform von Payment Service Austria (PSA). Das Unternehmen gehört den heimischen Banken und betreut das Bankomatensystem in Österreich.

Ab 21. November soll Handy-zu-Handy-Bezahlen über die Landesgrenzen hinaus in den 34 Staaten des Einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraums (Sepa) gelten, sagte Schaller Montagabend vor Journalisten. Etwa 40 europäische Bankinstitute werden dann Handy-zu-Handy-Bezahlen anbieten. „Und wir sind dabei“, betont Schaller. Ob und wie viel zusätzliche Gebühren anfallen, ist vorerst nicht bekannt. Payment Service Austria will das Bezahlsystem Ende September der Öffentlichkeit präsentieren. (gh)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.08.2017)

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