Erste Bank: "42 Millionen Euro tun natürlich weh"

Erste Bank-Vorstand Stefan Dörfler
Erste Bank-Vorstand Stefan Dörfler PEROUTKA Günther / WB
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Die Rückführung zu hoch verrechneter Kreditzinsen auf variabel verzinste Kreditkonten wird bei der Erste Bank bis Ende September erledigt sein.

Viele heimische Banken müssen nach entsprechenden OGH-Urteilen fälschlicherweise zu hoch verrechnete Kreditzinsen zurückzahlen. "42 Millionen Euro tun natürlich weh. Einem sorgfältigen Kaufmann tut jeder Euro weh", sagte zu diesem Thema der Vorstandschef der Erste Bank Oesterreich, dem Leitinstitut der Österreichischen Sparkassengruppe, Stefan Dörfler, im APA-Gespräch am Rande des Forum Alpbach.

Die Rückführung der Gelder auf variabel verzinste Kreditkonten werde bei seinem Haus bis Ende September erledigt sein. Für die Verbraucher entstehe kein Aufwand, so Dörfler. In den vergangen beiden Jahren habe es "gescheiterweise" schon einen massiven Schwenk der Kunden hin zum Fixzins gegeben. Hier hätten die OGH-Urteile, "die natürlich zu akzeptieren und umzusetzen sind", keine Auswirkungen. 80 bis 85 Prozent der privaten Wohnraumkredite seien zuletzt fix verzinst worden. "Natürlich wird die OGH-Entscheidung - mit klarer Festlegung, wie man mit dem unter null liegenden Zinssatz umgehen soll - zu einer Preisanpassung bei variabel verzinsten Produkten führen", so Dörfler.

Rechenbeispiel: Für einen privaten 100.000 Euro Wohnbaukredit bekommt man überschlagsmäßig gerechnet - seit Beginn der Negativzinsen im zweiten Quartal 2015 Zeitraum, die die Banken aus OGH-Sicht nicht ordnungsgemäß weiterverrechnet hatten -, etwas mehr als 700 Euro zurück.

Konjunktur macht Freude

Freudigere Themen für Dörfler waren die derzeitige Konjunktur, die freilich auch die KMU-Kreditnachfrage steigert. Der Bereich Unternehmensfinanzierung bei seiner Bank, so Dörfler, sei in den vergangenen drei Jahren um mehr als 8 Prozent gewachsen, "deutlich über dem Markt mit einem Plus von 1,4 Prozent".

Der Manager stellte zur KMU-Darlehensnachfrage auch ausgewählte Ergebnisse einer von der Ersten Bank der oesterreichischen Sparkassen in Auftrag gegebene Studie unter den heimischen Klein-und Mittelbetrieben mit einem Jahresumsatz von 2 bis 50 Millionen Euro vor. Befragt wurden 900 Firmen. Sie bestätigt von Wirtschaftsforschern gesehen positive Stimmung.

Nur leider würden allzu viele regulatorische Vorschriften die Investitionsfreudigkeit doch bremsen. "Die gute Stimmung gehört durch die Rahmenbedingungen unterstützt", forderte Dörfler ohne sie zu nennen von der Politik. Die im Frühjahr präsentierte "Digital Roadmap" werde etwa positiv gesehen. Klassische Themen seien für die KMU Lohnnebenkosten und Projektfinanzierungsschwierigkeiten. "Die Chance für die österreichische Wirtschaft, mit ihrem Rückgrat, den KMU, jetzt so richtig aufzuholen, darf nicht vergeben werden", so Dörfler. "Wir wollen am Aufschwung mitwirken."

Weitere gute Nachricht aus der Studie: Die heimischen Firmen beschäftigen sich mit der Digitalisierung. Digitale Innovationen würden allergrößtenteils als Chancen gesehen - viel mehr als Gefahr.

Auch seine Bank selbst müsse für die Kunden - Private und Firmen - innovativ sein, so Dörfler über noch ein für das Institut positives Thema: Das Anfang 2015 gestartete neue Online-Bankingprodukt "George" hat kürzlich die 1,25 Millionen Nutzer-Marke geknackt. Am 8. November wird das alte "netbanking" nun abgeschaltet.

(APA)

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