Während die dänische Hauptstadt im Schnee versank, wurden die Staats- und Regierungschef eingeflogen.
KOPENHAGEN (ku, gam, ag). Kopenhagen gleicht von Tag zu Tag mehr einer Stadt im Belagerungszustand. Über den Häusern der Stadt kreisen ständig Polizeihubschrauber. Die Zufahrt zu den Hotels, in denen die einzelnen Delegationen abgestiegen sind, wurde völlig abgeriegelt.
Auf dem schneeverwehten Flughafen landeten am Donnerstagnachmittag im Sechsminutentakt die Flugzeuge mit den rund 120 Staats- und Regierungschefs, die sich zur Endphase der insgesamt zweiwöchigen Marathonsitzung angekündigt haben. Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann ist um 16Uhr im Kopenhagener BellaCenter angekommen, wenig später hielt er Österreichs – kurzen – Redebeitrag im Plenum.
Neben der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel (die von UN-Klimachef Yvo de Boer als „Klimakämpferin von Format“ gepriesen wurde), US-Außenministerin Hillary Clinton, dem britischen Premier Gordon Brown reisten auch die Präsidenten von Venezuela, Hugo Chávez, und Bolivien, Evo Morales, oder Libyens Muammar Gadhafi an.
Ahmadinejad ist dabei
Auch weniger willkommene Gäste trafen ein, wie etwa Irans Präsident Mahmoud Ahmadinejad oder Zimbabwes Diktator Robert Mugabe. Vor dem Protokoll sind sie alle ebenbürtig, auch wenn etwa für Mugabe ansonsten Einreiseverbot in die EU herrscht.
Am Nachmittag spekulierten dänische Zeitungen, ob Königin Margrethe II. trotz stockender Verhandlungen das Galadiner mit allen Staatsoberhäuptern auf Schloss Christiansborg auch tatsächlich stattfinden ließe.
Für Klimaaktivisten und NGOs ist das Konferenzgelände weitgehend gesperrt. Den NGOs ist seit vorgestern der Zutritt ins Bella Center verwehrt. Gestern waren nur noch 300NGO-Vertreter von mehr als 25.000, die registriert sind, zugelassen. Dagegen wird freilich unverändert heftig protestiert. Die Aktivisten führen ihre Aktionen nun in der Stadt und in einem weiten Umkreis um das Bella Center durch. Das dänische NGO-Netzwerk Peoples' Climate Action (PCA) hat eine alternative Klimakonferenz ins Leben gerufen, die Stadt Kopenhagen hat angesichts der winterlichen Kälte kurzerhand Raum dafür zu Verfügung gestellt.
Obama zur Endphase
Am Mittwoch versuchten militante Demonstranten noch, den Tagungsort zu stürmen. Die Polizeikräfte setzten Hunde und Pfefferspray ein, um sie daran zu hindern, über den Zaun um das Messezentrum zu klettern.
Die Sicherheitsvorkehrungen werden ab heute noch einmal in die Höhe geschraubt werden. Denn in der Nacht auf Freitag wird US-Präsident Barack Obama in den USA in die Air Force One einsteigen, um nach Europa zu jetten.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.12.2009)