Varta: Stromstoss für die Börse

Varta verkauft Batterieproduktion auszerhalb Deutschlands an US-Firma
Varta verkauft Batterieproduktion auszerhalb Deutschlands an US-Firmadpa/dpaweb
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Der zur Gruppe des österreichischen Investors Michael Tojner gehörende deutsche Batterienhersteller macht einen zweiten Anlauf für ein Listing in Frankfurt. Auch der Autozulieferer Paragon will seine Batterie-Tochter Voltabox an die Börse bringen.

Michael Tojner gibt offenbar nicht so schnell auf: Der Investor macht Finanzkreisen zufolge einen neuerlichen Anlauf, den zu seiner Gruppe Montana.Tech gehörenden  Mikrobatterie-Hersteller Varta an die Börse zu bringen. Das Unternehmen werde seine Pläne in der nächsten Woche, kurz nach der Bundestagswahl, öffentlich machen, sagten mit dem Vorhaben vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Die Aktien könnten Ende Oktober erstmals an der Frankfurter Börse gehandelt werden.

Varta strebe erneut einen Emissionserlös von rund 200 Millionen Euro an, hoffe aber auf eine höhere Bewertung als beim ersten Versuch. Damals war der Börsenwert auf 400 bis 500 Millionen Euro taxiert worden. Mit dem Geld soll unter anderem eine weitere Fabrik gebaut werden, um die boomende Nachfrage nach Knopfzellen für Hörgeräte und Kopfhörer zu befriedigen.

Im Vorjahr zu wenige Käufer

Varta-Vorstand Michael Pistauer wollte den Zeitplan nicht bestätigen: "Natürlich evaluieren wir den richtigen Zeitpunkt für einen Börsengang", sagte er. Im Spätherbst 2016 hatte Varta die Emissionspläne gestoppt, weil sich damals nicht genügend Käufer für die Aktien fanden. Nun hat das Unternehmen laut Insidern die begleitende Bank gewechselt: Statt Jefferies, UniCredit, HSBC Trinkaus und Erste Bank solle diesmal die Hamburger Privatbank Berenberg Varta an die Börse führen.

Zuletzt habe sich das Geschäft prächtig entwickelt, sagte Pistauer. Nach einem Bericht des Magazins "Trend" haben die 2000 Varta-Mitarbeiter im vergangenen Jahr 200 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet. Für 2017 peile Varta einen operativen Gewinn (Ebit) von etwa 40 Millionen Euro an, doppelt so viel wie 2016.

Varta gehört dem österreichischen Investor Michael Tojner über seine schweizerische Holding Montana Tech. Er will nach dem Börsengang zunächst die Mehrheit behalten. Rund 40 Prozent sollen an die Börse gebracht werden.

Die 120 Jahre alte Varta AG war bis 2007 schon einmal börsennotiert. Das heutige Unternehmen ist aber nur ein kleiner Teil des damaligen Konzerns. Die Industriellenfamilie Quandt (BMW) hatte das Geschäft mit Autobatterien an den US-Autozulieferer Johnson Controls und die Haushaltsbatterien an die heutige Spectrum Brands verkauft. Tojner kaufte dann die kleinste Sparte, die Mikrobatterien.

Voltabox in den Startlöchern

Auch der Autozulieferer Paragon bringt seine Batterie-Tochter Voltabox an die Börse. "Wir sind in einer starken Wachstumsphase. Daher ist jetzt der richtige Zeitpunkt für den Börsengang", sagte Voltabox-Vorstand Jürgen Pampel. Die Erstnotiz noch im Herbst sei im stark regulierten Prime Standard geplant. Auch Paragon will die Mehrheit behalten.  "Wir wollen in den nächsten zwei Jahren unseren Umsatz auf 100 Millionen Euro vervierfachen", betonte Pampel.

Das mit 805 Millionen Euro prall gefüllte Orderbuch sei die Basis für die genannten Wachstumsziele. Der Batteriemarkt werde Schätzungen zufolge rasant wachsen - bis 2026 auf 185 Milliarden Dollar von 43 Milliarden im vergangenen Jahr. Die 2011 gegründete Voltabox beschäftigt an den Produktionsstandorten im ostwestfälischen Delbrück und im texanischen Austin insgesamt rund 90 Mitarbeiter. Die Firma stellt für elektrisch betriebene Busse, Gabelstapler und andere Industriefahrzeuge Batteriesysteme her.

Börsengänge dürften nach der deutschen Bundestagswahl kräftig Fahrt aufnehmen. Viele Kandidaten wollten den Wahlausgang abwarten, um nicht Gefahr zu laufen, dass die Finanzmärkte während der Zeichnungsfrist verrückt spielen. Ende September oder Anfang Oktober könnten auch der Lebensmittel-Lieferdienst Hellofresh und der spanisch-deutsche Metall-Recycler Befesa den Sprung aufs Parkett wagen. Im Vorjahr gab es in Frankfurt nur acht Börsengänge, halb so viele wie 2015. Das Schwergewicht war der Energiekonzern Innogy. 

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