Analyse: Nicht nur Marcel Koller und Willibald Ruttensteiner sollten ÖFB-Geschichte sein, sondern auch manch ÖFB-Vorstand. Es bleibt zu hoffen, dass sich Peter Schöttel von Ahnungslosen nicht einbremsen lässt und Österreich mit dem neuen Teamchef zurück in die Erfolgsspur führt.
Österreichs Fußball ist an sich ein wunderbares, doch abseits des Rasens offenbar sehr intrigantes Spiel. Die WM-Qualifikation wurde trotz zweier Siege im Finish gegen Serbien (3:2) und Moldau (1:0) verloren, Österreich wurde hinter Serbien, Irland und Wales Gruppenvierter. Die Ära von Marcel Koller als ÖFB-Teamchef ist nach sechs Jahren zu Ende, Willibald Ruttensteiner musste nach 18 Dienstjahren als Sportdirektor abtreten. Mit Peter Schöttel wurde der U19-Teamchef zum Sportdirektor befördert, obwohl der Ex-Internationale bis zu diesem Zeitpunkt kein Konzept parat hatte.
Dass eine Expertenkommission respektive „Task Force“ andere Kandidaten angehört hat, ist – auch aus finanziellen Gründen – eine Mär. Und, hätte sich Schöttel tatsächlich dafür beworben, ist ob seines Intellekts getrost davon auszugehen, dass er sich Gedanken bzw. Notizen gemacht hätte. Er ist von ÖFB-Präsident Leo Windtner angerufen und dazu eingeladen worden, weil es ihm der ÖFB-Vorstand bei der Sitzung in Gmunden vor einigen Wochen – trotz aller Dementi – aufgetragen hatte.
Österreichs Fußball steht vor einem Neuanfang, nur die eigenwillig bis tollpatschig anmutende Weichenstellung bei der Bestellung wichtiger Entscheidungsträger irritiert. Es lässt zu viele Fragen offen denn eine klare Richtung erkennen; auch ist die eigentliche Aufgabe des Präsidenten umstritten. Ist er an den Machtspielen der „Landesfürsten“, denen Windtner für seine Wiederwahl sehr viel Macht abtreten und gleich zwei personelle Opfer (Ruttensteiner, Wolfgang Gramann) bringen musste, zerbrochen?