11. Oktober

Schwarz-blauer Polterabend

Guten Morgen! Angekündigte brutale Konfrontationen finden manchmal nicht statt. Sebastian Kurz schien beim gestrigen TV-Duell gegen oder mit Heinz-Christian Strache fast überrascht, dass dieser nicht härter angriff. Ja, es wurde vor allem in der Schlussphase lauter und chaotischer. Aber sonst versuchte da der ältere Schüler, der schon einmal wiederholen musste, den viel jüngeren, der die Klasse übersprungen hat, in die Schranken zu weisen. Was nur bedingt gelang. Der kurze Schlagabtausch, wer nun einen besseren Zugang zu Victor Orbán hat, war zwar amüsant, aber ein bisschen peinlich: Wäre schön, wenn die Ungarn darüber streiten, wer nun den besseren Draht nach Wien hat. Nicht umgekehrt. Und der ewige Zank, wer nun die harte Flüchtlingspolitik erfunden hat, ist auch schon bekannt. Wahrheitsgemäß passt dazu der alte Werbespruch: Die Schweizer.

Andreas Schieder, der sich dem Vernehmen nach schon für die eine oder andere Nachfolge in der SPÖ locker macht, kommentierte das Duell übrigens mit einem interessanten Bild: Es sei der Polterabend vor der schwarz-blauen Ehe gewesen. Das ist interessant: Erstens scheint er auch schon mit Platz zwei oder drei für Christian Kern und der SPÖ zu rechnen. Zweitens bin ich in Sorge um Schieder und sein Privatleben: So stellt sich der SPÖ-Klubobmann einen Polterabend vor?  War seiner wirklich so? So trocken und brav? Mit solchen Freunden?

Sebastian Kurz freute sich auf Twitter dann auch über die sachliche Debatte mit Strache.  Immerhin kam Efgani Dönmez tatsächlich nicht vor. Das wird heute Abend mit Christian Kern ganz, ganz anders. Das Schlammcatchen geht in die nächste Runde, der Erste der scheinheilig fragt „Können wir bitte endlich über Inhalte reden?“ verliert.

Ich durfte gestern endlich nach Berlin fliegen - diesmal gelandet! - und bei N24 eine halbe Stunde Kollegen Markus Föderl Frage und Antwort geben: Über Kurz, Kern und unser Presse-Flucht-Buch, „Ausgesprochen - Der Talk mit Markus Föderl" wird morgen um 18.30 Uhr auf N24 Austria und nach Ausstrahlung 30 Tage in der Mediathek zu sehen sein. Der Wahlkampf gibt meinen Ipo-Kollegen und mir einmal in fünf Jahren die berühmten fünf Minuten überregionale Aufmerksamkeit, morgen kommen Teams aus Dänemark und Norwegen. Schade, dass ich dort kaum wen kenne. Die zentrale Frage wird wieder lauten: „Wieso wählt Österreich einen 31-Jährigen zum Kanzler?“ Mein „Österreich hat noch nicht gewählt“ interessiert die Kollegen nur bedingt. Anders formuliert: Sollte doch Christian Kern wider Erwarten gewinnen, ist die journalistische Geschichte international nur halb so spannend.

Um 17 Uhr darf ich Sonja Hammerschmid im Rien (dem ehemaligen Griensteidl) am Michaelerplatz in unserem Wahlcafe begrüßen und befragen. Bitte kommen und mir die Anmeldung mailen. Zur Einstimmung diskutierte ich gestern mit Konrad Paul Liessmann auf Einladung des Integrationsfonds über Bildung und was Österreich zusammenhält. Das war eine ziemlich gute Vorbereitung. 

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