Verhandlung um Wiederaufnahme im Fall Kührer vertagt

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Der Anwalt des 2013 wegen Mordes an Julia Kührer verurteilten Wieners hatte die Wiederaufnahme beantragt. Nun soll eine neue Zeugin geladen werden.

Ein Drei-Richter-Senat hat sich am Mittwoch am Landesgericht Korneuburg mit der Frage einer Verfahrenswiederaufnahme im Fall Kührer befasst. Zu einer Entscheidungsgrundlage kam es aber nicht: Die - nicht öffentliche - Verhandlung wurde zur Ladung einer neuen Zeugin vertagt, sagte Friedrich Köhl, Sprecher der Staatsanwaltschaft, im Anschluss. Ein Termin wurde noch nicht festgesetzt.

Wolfgang Blaschitz, Rechtsanwalt des 2013 wegen Mordes an dem seit 2006 vermissten Mädchen Verurteilten, hatte die Wiederaufnahme beantragt. Er sprach nach den rund drei Stunden dauernden Befragungen von einer Wende. Es sei eine - zuvor noch nicht einvernommene - Zeugin ins Spiel gebracht worden, die damals in der - angeblich Drogen konsumierenden - Clique um Julia Kührers Ex-Freund in Pulkau im Weinviertel dabei gewesen sein soll. Sie soll gehört haben, dass dieser nach dem Verschwinden der Schülerin gesagt hätte, so etwas wie mit Julia dürfe nicht noch einmal passieren. Die Adresse der jungen Frau in Wien müsse erst ausgeforscht werden, die Zeugin soll in der nächsten Sitzung befragt werden.

Befragt wurden auch zwei aus der Haft vorgeführte Zeugen, die in Sachen Drogen Ähnliches gehört hätten. Dass sein zu 20 Jahren Freiheitsstrafe verurteilter Mandant - damals Videothekbesitzer in Pulkau, bei dem sich die Jugend des Ortes traf - das Gefängnis nach derart gefälligen Aussagen abgegrast hätte, stimme nicht, verwies Blaschitz auf dessen Aussage. Der 55-Jährige war bei der Verhandlung dabei.

Dass der Richter-Senat eine weitere Befragung in der Causa plane, wertete Blaschitz als Schritt in Richtung seiner Hoffnung, dass eine Verfahrenswiederaufnahme bewilligt werden könnte. Der Bruder der Toten, deren sterblichen Überreste 2011 in einem Erdkeller auf dem Grundstück seines Mandanten gefunden worden waren, sei ebenfalls sehr interessiert an der Aufklärung des Falls. Dass an der ganzen Geschichte "etwas nicht stimmt, zieht sich wie ein roter Faden durch", meinte der Anwalt, nach dessen These die 16-Jährige damals bei einer Drogenparty gestorben und ihre Leiche in der Folge in dem Keller abgelegt worden war.

Sterbliche Überreste in Erdkeller gefunden

2006 war die damals 16-jährige Schülerin im Weinviertel verschwunden, 2011 wurden ihre sterblichen Überreste in einem Erdkeller auf dem Hof eines Videothekbesitzers, bei dem sich die Pulkauer Jugend getroffen hatte, entdeckt. Die Todesursache ließ sich nicht mehr eruieren. Der Wiener wurde zu lebenslanger Haft verurteilt, das Strafmaß vom Oberlandesgericht Wien dann auf 20 Jahre herabgesetzt. Rechtsanwalt Blaschitz bemühte sich in der Folge um neue Beweise, die für die Schuldlosigkeit seines Mandanten sprechen sollten.

(APA)

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