Post-modern: Bankgeschäfte mit neuem Partner

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Die Post stellt sich schon für die Zeit nach der Trennung von der Bawag neu auf.

Wien. 150 Jahre waren die Post und die – später von der Bawag übernommene – Postsparkasse Partner. Jetzt geht die Bank an die Börse und macht Tabula rasa: Sie kündigt den Vertrag, damit er vereinbarungsgemäß Ende 2020 ausläuft. Spätestens in drei Jahren muss die Post also neu aufgestellt sein. Schließlich geht es um einen wesentlichen Teil des Geschäfts, das in jenen 433 Schwerpunkt-Postämtern angeboten wird, die noch zusammen mit der Bawag/PSK betrieben werden. „Wir wollen auch nach 2020 Finanzdienstleistungen anbieten – entweder mit einem neuen Partner oder mit der Bawag in einer neuen Konstellation“, sagt Post-General Georg Pölzl im Gespräch mit der „Presse“.

Letzteres, also eine weitere Zusammenarbeit mit der Bawag, scheint unwahrscheinlich: Die beiden Unternehmen liefern sich in einem Schiedsgerichtsverfahren einen Schlagabtausch vor allem um die Entgelte, die die Bawag an die Post entrichtet und noch zahlen muss.

Pölzl bringt den teilstaatlichen Konzern deshalb schon jetzt in Stellung für eine neue Konstellation. Dazu wurde der Berater PWC engagiert. „Wir haben im Juni eine Interessentensuche ausgeschrieben und schon viele Rückmeldungen erhalten“, erzählt Pölzl und verweist auf den Bekanntheitsgrad. „Wir haben eine gute, sehr bekannte Marke und einen guten Ruf in der Bevölkerung“, kontert er Kritik am nach wie vor schwerfälligen „Gelben Riesen“. Details lässt er sich ebenso nicht entlocken wie den Zeitplan mit dem Hinweis, dass der ganze Prozess börserelevant sei.

Bei der Partnersuche ist die Post jedenfalls offen: Banken seien genauso willkommen wie Versicherungen, und zwar aus dem In- wie aus dem Ausland, heißt es. Mit der Erste Group soll es schon Gespräche gegeben haben.

Eigene Postbank?

Eine Alternative ist die Gründung einer eigenen Bank nach dem Vorbild der deutschen Postbank. Ein Finanzinstitut würde die Post aber auch nicht allein, sondern mit einem Partner betreiben. Eine Bankkonzession hat die Post noch nicht beantragt. Experten wie Thomas Url vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) halten diese Variante wegen der hohen Komplexität für wenig wahrscheinlich.

Mit dem neuen Partner will sich die Post jedenfalls „im Bereich Retail-Banking zukunftsfähig und professionell aufstellen“, wie der für den Briefbereich zuständige Vorstand Walter Hitziger in einem der „Presse“ vorliegenden Brief an die Mitarbeiter schreibt. „Dabei zählen wir auf Sie!“ Das heißt freilich auch, dass sich innerhalb der bestehenden Filialen etwas ändert. Denn von den 433 Postämtern befinden sich 74 an Bawag-Standorten. Diese fallen auf jeden Fall weg. Die Bawag will künftig nur 100 Filialen haben.

Laut Pölzl wird die Zahl der selbst betriebenen Postämter möglicherweise sinken – aber die Gesamtzahl von bundesweit 1800 Postfilialen wird sich nicht ändern. Auch, weil in die Modernisierung und Aufrüstung in den letzten Jahren ein zweistelliger Millionenbetrag floss. Einige selbst geführte Postämter könnten zu Postpartnern umgewandelt werden.

Überraschend kommt die Trennung für die Post nicht: Die Bawag habe bereits in mehr als hundert Filialen die Berater abgezogen, betonte Hitziger am Donnerstag auf einer Konzernveranstaltung. Vor dem Schiedsgericht wird nicht nur ums Geld, sondern auch um vereinbarte Leistungen gestritten. Zuletzt zahlte die Bawag der Post 57 Mio. Euro – zu viel, sagt die Bank, zu wenig, meint die Post. Letztere pocht auf höhere Aufwendungen infolge schärferer rechtlicher Auflagen im Finanzbereich. Die Bawag wiederum argumentiert, dass immer mehr Finanzgeschäfte online abgewickelt würden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.10.2017)

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