Die neu eingerichtete Soko "Friedrich" setzt vermehrt auf Analysen und gezielte Überprüfungen. Auch Profiler sind im Einsatz.
Graz. Die Polizei hat sieben Tage nach den tödlichen Schüssen auf Nachbarn in Stiwoll am vergangenen Samstag die Sonderkommission „Friedrich“ zusammengestellt. Die Strategie bei der Suche nach dem 66-jährigen Verdächtigen wird abgeändert und verschiebt sich von großflächigen Screenings in Richtung Analyse und gezielten Überprüfungen. Der Mann hatte aus dem Hinterhalt zwei Nachbarn erschossen und eine weitere schwer verletzt. Das Motiv dürfte ein Streit um ein Grundstück gewesen ein.
„Suchen bewaffneten Mann“
Bisher waren rund 400 Beamte im Einsatz in und rund um Stiwoll (Bezirk Graz-Umgebung), es wurde rund 100 Hinweisen nachgegangen, doch der Mann blieb verschollen. „Wir suchen einen bewaffneten Straftäter, nicht einen Vermissten“, sagt Bundeskriminalamt-Direktor Franz Lang. In der Soko „Friedrich“ (benannt nach dem Vornamen des Flüchtigen) arbeiten unter anderem das Bundeskriminalamt (BK) sowie die Direktion für Spezialeinheiten und der Landesverfassungsdienst mit.
Laut Landespolizeidirektor Gerald Ortner werden „eine örtliche, überörtliche sowie österreichische und internationale Fahndung“ beibehalten, jedoch werde die Strategie nun von einer „Geländefahndung in eine Ermittlungsfahndung übergeführt“.
Im Ort Stiwoll wird die Polizei künftig nur nach „laufenden Lagebeurteilungen“ präsent sein, „damit wieder Normalität einkehren kann“, so Ortner. Gefährdete Personen bekommen aber weiterhin Schutz. Lang betont die Schwierigkeit der Suche nach einem bewaffneten Straftäter im Gelände. Es sei zu befürchten, dass der Verdächtige, wenn er einen Polizisten sieht, „sofort von der Waffe Gebrauch machen“ werde. Zudem mussten die Beamten mit schwerer Ausrüstung mehrere Hundert Höhenmeter innerhalb kürzester Zeit und bei ständiger Gefahr bewältigen.
Zusätzlich zu den Suchtätigkeiten der Polizei werden auch Profiler die Persönlichkeit des Täters noch genauer untersuchen. Lang: „Sie werden versuchen, sein Verhalten abzuschätzen und seine Fluchtstrategie zu finden.“ Derzeit gehe man davon aus, dass er Personen, die ihn nicht aktiv suchen, nicht gefährden dürfte. (red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.11.2017)