Trump in Südkorea: "Ich will Frieden durch Stärke"

US-Präsident Trump in Südkorea.
US-Präsident Trump in Südkorea.(c) AFP
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Amerika suche keinen Konflikt, sagt US-Präsident Trump in einer Rede vor der südkoreanischen Nationalversammlung. "Aber wir gehen ihm nicht aus dem Weg", stellt er in Richtung Nordkorea klar.

US-Präsident Donald Trump hat deutliche Warnungen an die Adresse Nordkoreas gerichtet, den Konflikt aber nicht weiter angeheizt. In einer Rede vor der Nationalversammlung in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul sagte Trump am Mittwoch, Nordkorea sei eine Hölle, die kein Mensch verdiene. Er warnte Pjöngjang davor, die USA jemals zu unterschätzen oder herauszufordern.

"Amerika sucht keinen Konflikt. Aber wir gehen ihm nicht aus dem Weg", sagte Trump. "Jetzt ist die Zeit für Stärke. Wenn du Frieden willst, musst du jederzeit mit Stärke agieren." Trump rief dazu auf, dass alle Nationen Nordkorea isolieren sollten. Er wandte sich ausdrücklich an die UN-Vetomächte China und Russland: "Ihr könnt nicht unterstützen, Ihr könnt nicht beliefern, Ihr könnt es nicht hinnehmen", sagte der US-Präsident. Trump verurteilte schwere Menschenrechtsverletzungen in Nordkorea und zeichnete das Bild eines abgrundtief verkommenen Staates. "Nordkorea ist ein Land, das wie eine Sekte regiert wird", sagte er.

In Sichtweite der weiträumig abgeschirmten Nationalversammlung gingen zahlreiche Menschen für und gegen Trump auf die Straße. Dabei kam es zu einzelnen Handgreiflichkeiten zwischen den Gruppen auf beiden Seiten. Tausende Bereitschaftspolizisten waren im Einsatz. Wie schon am Vortag in der Nähe des Präsidentenpalastes gab es sowohl Proteste gegen den Besuch Trumps als auch pro-amerikanische Kundgebungen. "Halt' den Mund und hau ab!" und "No Trump, No war!" stand auf Plakaten der Trump-Gegner. Sie riefen zu einem Friedensvertrag mit Nordkorea auf. Die Teilnehmer der Gegendemonstrationen waren stark in der Überzahl. Viele hielten Flaggen der USA und Südkoreas sowie Plakate wie "Republik Korea-USA, wasserdichte Allianz" hoch, um ihre Unterstützung für das bilaterale Bündnis zu zeigen.

Anti-Trump-Proteste in Südkorea.
Anti-Trump-Proteste in Südkorea.(c) AFP (Ed Jones)

"Deine Waffen machen dich nicht sicherer"

Unmittelbar an die Adresse des nordkoreanischen Führers Kim Jong-un gewandt, sagte Trump: "Deine Waffen machen dich nicht sicherer. Sie gefährden dein Regime. Nordkorea ist nicht das Paradies, das dein Großvater sich vorgestellt hat. Wir aber bieten einen Weg zu einer besseren Zukunft an." Dafür seien ein Stopp des Waffenprogramms und die völlige Denuklearisierung der Halbinsel zwingende Voraussetzungen.

An die Adresse der Südkoreaner sagte Trump: "Euer Erfolg ist der größte Grund für Angst und Panik im Norden." Schon die Gegenwart eines freien und unabhängigen Südkorea bedrohe das nordkoreanische Regime in seiner Existenz. Der US-Präsident rief dazu auf, dass alle Nationen Nordkorea isolieren sollten.

Es war die erste Rede eines US-Präsidenten vor der Nationalversammlung seit Bill Clinton im Jahr 1993. Trump sprach am Jahrestag der US-Wahl vor einem Jahr. Seinen Wahlsieg erwähnte er kurz in einem Nebensatz.

Besuch in demilitarisierter Zone abgebrochen

Zuvor hatte Trump einen überraschenden Besuch in der demilitarisierte Zone (DMZ) zwischen Süd- und Nordkorea vor seinem Eintreffen abgebrochen. Das Weiße Haus gab als Grund schlechtes Wetter an. Zum Zeitpunkt des Fluges habe dichter Nebel geherrscht. Trumps Hubschrauber kehrte laut mitreisenden Reportern am frühen Morgen um.

Der Präsident habe eine Stunde auf besseres Wetter gehofft, dann kehrte seine Kolonne nach Seoul zurück. Vor Trumps Asienreise war gesagt worden, Trump werde wohl nicht in die DMZ kommen. Frühere Präsidenten, darunter auch Trumps Vorgänger Barack Obama und George W. Bush, hatten die Pufferzone zwischen den beiden verfeindeten Ländern besucht. Sie wollten so die Solidarität mit Südkorea unterstreichen und ein Signal der Abschreckung an Nordkorea schicken.

Trump befindet sich derzeit auf einer knapp zweiwöchigen Asien-Reise. Nach seinen Stationen in Japan und Südkorea wird er am Mittwoch in China erwartet. Zentrales Thema seiner Reise ist die Bedrohung durch Nordkoreas Atom- und Raketenprogramm.

(APA/Reuters/dpa)

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