Sklavenhandel in Libyen: Merkel sagt mehr Hilfe für Afrika zu

APA/AFP/ISSOUF SANOGO
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Vor dem EU-Afrika-Gipfel verurteilen europäische Staatschefs katastrophale Zustände für Flüchtlinge in Libyen. Hilfsorganisationen werfen den Politikern Heuchelei vor.

"Grauenhaft", "schändlich", "empörend" - die jüngsten Berichte über Sklavenhandel mit afrikanischen Flüchtlingen in Libyen haben vor dem EU-Afrika-Gipfel in der Elfenbeinküste international einhellige Reaktionen hervorgerufen. Ein Bericht des US-Senders CNN zeigt, wie Flüchtlinge für ein paar hundert Dollar als Landarbeiter auf einer Auktion verkauft werden. Die deutsche Bundeskanzlerin Merkel sagte Afrika vor diesem Hintergrund eine stärkere Unterstützung im Kampf gegen illegale Migration zu.

NGO (nicht-staatliche Organisationen) kritisierten die überraschten Reaktionen der Politiker. Keiner der Staats- und Regierungschefs, die sich bei dem Gipfel in der Elfenbeinküste versammelten, solle "überrascht tun". "Seit Jahren dokumentieren wir, wie Flüchtlinge und Migranten in Libyen willkürlicher Verhaftung, Folterung, Mord, Vergewaltigung, Erpressung und Ausbeutung ausgesetzt sind", sagte etwa John Dalhuisen von Amnesty International. Dies gelte auch für den Sklavenhandel, betont der Afrika-Direktor der NGO, Alioune Tine. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) weist in Berichten bereits seit April auf die Existenz von "Sklavenmärkten" in Libyen hin. 

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat vor dem Hintergrund der Berichte eine stärkere Unterstützung Afrikas im Kampf gegen illegale Migration zugesagt. Es gebe "ein gemeinsames Interesse daran, die illegale Migration zu beenden und dafür legale Möglichkeiten zu bekommen für Menschen aus Afrika, die Ausbildung bekommen, die bei uns studieren können", sagte Merkel am Mittwoch. Man müsse verhindern, dass Menschen "auf schrecklichste Weise entweder in Lagern in Libyen sind oder sogar gehandelt werden", fügte sie hinzu. Das Bürgerkriegsland ist eines der Länder, von wo aus am meisten Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Europa aufbrechen.

Duzdar: Europa und Afrika müssen näher zusammenrücken

Gegen Mittag wollten bei dem zweitägigen EU-Afrika-Gipfel mehr als 50 Staats- und Regierungschefs aus der EU und Afrika über bessere Perspektiven für die rasant wachsende Bevölkerung auf dem Kontinent beraten. Österreich ist durch Staatssekretärin Muna Duzdar (SPÖ) vertreten.

"Es wird nicht mehr reichen, zu sagen, wir machen alle drei Jahre einen Gipfel", sagte Duzdar. "Es ist längst notwendig und an der Zeit, dass Europa und Afrika näher zusammenrücken, weil wir ja auch wissen, dass alle Entwicklungen, die in Afrika stattfinden, auch Auswirkungen auf Europa haben", meinte Duzdar in Cote d'Ivoire. "Daher begrüße ich es auch, dass dieser Gipfel erstmals in Schwarzafrika stattfindet und Europa damit auch ein wichtiges Zeichen setzt, nämlich tatsächlich stärker mit Afrika kooperieren zu wollen." 

Der französische Präsident Emmanuel Macron wählte ähnliche Worte: "Wenn Afrika scheitert, verlieren wir alle, weil Europa von einer Migrationswelle überrollt würde." Er will mit einem milliardenschweren Fonds kleine und mittlere Unternehmen in Afrika fördern. So rief der Franzose die europäischen Partner und private Geldgeber zu Finanzzusagen auf, um das Volumen des Fonds von zunächst einer Milliarde Euro zu verzehnfachen. Dies sei "absolut machbar", sagte Macron in Burkina Faso, der ersten Station auf seiner Afrika-Reise.

(APA/dpa)

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