Der Präsident des Niger, Mahamadou Issoufou, bezeichnet die Sklavenmärkte von Libyen im "Presse"-Interview als Fall für den Haager Strafgerichtshof. Ohne Armutsbekämpfung sei Migration ebenso wenig beizukommen wie Terrorismus.
"Die Presse": Die Bilder vom Sklavenmarkt in Libyen gingen kürzlich um die Welt. Sie waren der erste afrikanische Staatsmann, der darauf scharf reagierte. Wie wird die unzumutbare Situation der Migranten in Libyen das Gipfeltreffen der Afrikanischen Union und der EU bestimmen?
Mahamadou Issoufou: Die Berichte über den Verkaufvon Migranten schockierten mich und die gesamte afrikanische Öffentlichkeit. Denn man dachte, diese Zeiten gehörten längst der Vergangenheit an. Selbstverständlich wird Libyen den Gipfel beeinflussen. Das Treffen ist auf die Jugend fokussiert. Es ist die Jugend, die nach Europa emigriert und Opfer dieser Abscheulichkeiten wird. Es sind Verbrechen gegen die Menschlichkeit und sollten vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag untersucht werden.
War es nicht längst bekannt, dass Migranten in Libyen unmenschlich behandelt werden?
Das mag schon sein. Aber dass Migranten in dieser Art als Sklaven verkauft werden – das haben wir so noch nicht beobachtet. Was in Libyen passiert, ist kein Zufall. Das Land ist ein sogenannter „failed state“. Es gibt keine funktionierende Regierung. So konnte dieses schreckliche Phänomen heranwachsen.