Ahmed Ali Saleh will laut einem TV-Bericht alle Houthis aus dem Jemen vertreiben. Wegen der neuen Kämpfe ist die humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung zusammengebrochen.
Der Sohn des von Houthi-Rebellen getöteten jemenitischen Ex-Präsidenten Ali Abdullah Saleh ruft zu einem Rachefeldzug gegen die Aufständischen auf. "Ich werde den Kampf anführen, bis der letzte Houthi aus dem Jemen vertrieben ist", zitierte der TV-Sender al-Ekbariya am Dienstag Ahmed Ali Saleh.
Die Gefolgsleute seines Vaters sollten Jemen "von den iranischen Houthi-Milizen" zurückerobern. "Das Blut meines Vaters wird für den Iran zur Hölle werden", sagte der unter Hausarrest in den Vereinigten Arabischen Emiraten lebende Ahmed Ali dem Sender, der im Besitz Saudiarabiens ist. Die Echtheit des Berichts konnte zunächst nicht überprüft werden.
Rückschlag für Saudiarabien
Saleh war am Montag bei einem Angriff von Houthi-Rebellen südlich der Hauptstadt Sanaa getötet worden. Sein Tod ist ein Rückschlag für Saudi-Arabien, das sich im Jemen einen Stellvertreterkrieg mit seinem Erzrivalen Iran liefert. Saleh war bis zu den Aufständen des Arabischen Frühlings an der Macht, spielte aber auch danach eine wichtige Rolle. Er war mit den Houthi-Rebellen zunächst verbündet, weil beide den international anerkannten Staatschef Abd-Rabbu Mansur Hadi zum Feind hatten. Doch Rivalitäten um das gemeinsam beherrschte Gebiet, darunter Sanaa, führten zum Zerwürfnis. Am Mittwoch eskalierte der Konflikt so sehr, dass sich die früheren Verbündeten schließlich offen bekämpften.
Die schiitischen Houthis werden vom Iran unterstützt, während die internationale Militärallianz unter Führung Saudi-Arabiens Hadi wieder zur Macht verhelfen will. Zuletzt half die Koalition auch Salehs Einheiten mit Luftangriffen.
Ahmed Ali war Kommandant der jemenitischen Elitetruppe Republikanische Garden. Wo er und andere Mitglieder des Familienclans sich derzeit aufhalten, ist nicht bekannt. Er war Botschafter in den VAE, bevor die Emirate sich der saudi-arabischen Allianz anschlossen, um die von Saleh damals unterstützten Houthis zu bekämpfen. Daraufhin wurde Ahmed Ali in Abu Dhabi unter Hausarrest gestellt. Seine erste öffentliche Erklärung könnte darauf hindeuten, dass seine ehemaligen Gegner in der Allianz ihn nun im Kampf gegen die Houthis einsetzen könnten.
Hilfsorganisationen müssen Aktivitäten einstellen
Durch die Eskalation der Gewalt wird die humanitäre Lage in dem Bürgerkriegsland immer dramatischer. In der Hauptstadt Sanaa brach die humanitäre Untersützung für die geplagte Zivilbevölkerung völlig zusammen. Wegen der Sicherheitslage hätten alle Leistungen vorerst eingestellt werden müssen, teilten mehrere internationale Hilfsorganisationen mit.
Care, Oxfam, Save the Children und andere Organisationen forderten eine sofortige Waffenruhe in Sanaa. "Die jemenitische Bevölkerung verkraftet keine weiteren Rückschläge", sagte Care-Länderdirektor Johan Mooij. "Die Gewalt zwingt die Bevölkerung dazu, sich in ihren Kellern zu verstecken." Vielen Menschen fehle es an ausreichend Essen und Wasser. In Sanaa leben rund 3,5 Millionen Menschen.
Nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) kamen seit Ausbruch der neuen Gewalt in Sanaa 234 Menschen ums Leben. Rund 400 Menschen seien verletzt worden, sagte eine IKRK-Sprecherin.
Jets der saudischen Koalition setzten die Bombardierung Sanaas in der Nacht zum Montag fort. Augenzeugen berichteten von heftigen Luftangriffen. Erstmals sei der von den Houthi-Rebellen kontrollierte Präsidentenpalast angegriffen worden. "Wir haben in den vergangenen Tagen wegen der Kämpfe in großer Angst gelebt", sagte ein Einwohner.
Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) teilte am Dienstag über Twitter mit, bei einem Luftangriff am Sonntag sei in der Stadt Haja nordwestlich von Sanaa auch ein von ihr unterstütztes Krankenhaus beschädigt worden. Auf medizinische Einrichtungen werde im Jemen vorsätzlich keine Rücksicht genommen.
Das IKRK erklärte, zwei der wichtigsten Krankenhäuser Sanaas hätten keinen Treibstoff mehr, um die Generatoren zu betreiben, von denen sie abhängig seien. Die Organisation habe zudem keinen Zugang zu dringend benötigten medizinischen Hilfsgütern in einem Lagerhaus, weil sich in dem Gebäude Bewaffnete aufhielten.
(APA/Reuters)