Obwohl in der Türkei weitgehend ein patriarchalisches Familienbild vorherrscht und Frauen auf viele gesellschaftliche Hürden stoßen, haben sie stets doch eine tragende Rolle in der Öffentlichkeit eingenommen. Die rechtliche Gleichstellung der Türkinnen erfolgte im Jahr 1925, das ist früh im gesamteuropäischen Vergleich, und auch der Zugang zu Bildung und zu Karrieren steht ihnen auf dem Papier gleichwertig offen. Doch die Chancen sind nicht überall gleich, es gibt ein Stadt-Land-Gefälle.
Zudem war die Rolle der Frau bei der Republikgründung – trotz aller Progressivität – paternalistisch geprägt. Erst die feministische Bewegung der 1980er-Jahre hat diese Entwicklung hinterfragt. Vor zehn Jahren stellten Frauen ein Drittel der Ärzte und ein Viertel der Anwälte, in der Zwischenzeit dürfte die Zahl höher liegen. Verfügbaren Daten aus dem Jahr 2015 zufolge betrug die Analphabetenrate im gesamten Land 5,4 Prozent; nach Geschlechtern sortiert waren es nur 1,8 Prozent der türkischen Männer, aber neun Prozent der Frauen. Insgesamt haben 15,5 Prozent der Bevölkerung höhere Schulen abgeschlossen, davon Männer zu 17,9 Prozent und Frauen zu 13,1 Prozent.
