Nach dem Machtwechsel in Kroatien dürfte der Druck zur Aufklärung einer Schwarzgeldaffäre rund um die Hypo deutlich stärker werden. Immerhin geht es um 260 Mio. Euro aus der kroatischen Staatskasse.
wien (ju). Die ehemalige Liechtenstein-Tochter der Hypo Alpe Adria, die, wie berichtet, offenbar in einen groß angelegten Betrugsskandal mit sogenannten „Spam-Aktien“ verwickelt war, gerät auch ins Zentrum der Geldwäsche-Ermittlungen, die von den kroatischen Behörden vorangetrieben werden. Zumindest ein Teil der mutmaßlichen Geldwäscheoperationen (für alle Beteiligten gilt natürlich die Unschuldsvermutung) für den kroatischen Ex-Offizier Zagorec soll über die Liechtenstein-Tochter gelaufen sein.
Der Geldwäscheskandal, der jetzt in deutschen Medien hochzukochen beginnt, ist im Prinzip ein alter Hut – der in Österreich freilich noch immer der Aufarbeitung harrt. Das, obwohl die kroatischen Behörden schon im Frühling 2007 ein diesbezügliches Rechtshilfeansuchen an Österreich gerichtet und die Klagenfurter Staatsanwaltschaft daraufhin Vorerhebungen eingeleitet hatte. Nach dem Machtwechsel in Kroatien dürfte der Druck zur Aufklärung deutlich stärker werden. Immerhin geht es um 260 Mio. Euro aus der kroatischen Staatskasse.
Zagorec, der während des Jugoslawien-Kriegs illegale Waffenkäufe für die kroatische Armee organisierte und zu diesem Zweck eine Reihe von Schwarzgeldkonten (an die 80 davon in Österreich) hielt, hatte sich dieses Geld, so der Verdacht der kroatischen Behörden, nach dem Krieg einverleibt und wieder „dem legalen Kreislauf zugeführt“. Und zwar so: Zagorec soll von der Hypo Alpe Adria Großkredite für Immobilieninvestments in Kroatien bekommen–und diese mit ebendiesen Schwarzgeldkonten besichert und letztlich abgedeckt haben. Ein Teil dieser Geschäfte ist über Gesellschaften im Umkreis der Liechtenstein-Tochter beziehungsweise über die Balkan-Tochter Hypo Consulting gelaufen. Beide Gesellschaften waren im Umfeld des Hypo-Verkaufs an die Bayern überraschend schnell verkauft worden, was zu Gerüchten über Spurenbeseitigungsaktionen geführt hatte. Die Größe der Kreditgeschäfte legt eine Involvierung des Vorstands nahe.
Gerüchte um Parteispenden
Nicht verstummen wollen auch die Gerüchte um Parteispenden rund um die Kärntner Bank. Einer der Hebelpunkte: Die Hypo hatte im Mai 2007 um fünf Mio. Euro das Recht erworben, zehn Jahre lang als Namensgeber für das leicht überdimensionierte Klagenfurter Fußballstadion („Hypo Group Arena“) aufzutreten. Drahtzieher beim Fußballklub war damals Landeshauptmann Jörg Haider, die Funktionäre des SK Austria waren vom BZÖ handverlesen.
Der Klub taucht interessanterweise auch beim mutmaßlichen Korruptionsversuch des FPK-Chefs Uwe Scheuch („fünf bis zehn Prozent“ der Investitionssumme an die Partei für das Versprechen der Staatsbürgerschaft für russische Investoren) wieder auf. Auch hier gilt natürlich die Unschuldsvermutung.
Laut einem Bericht der „Kleinen Zeitung“ hat Landeshauptmann Haider knapp vor seinem Tod einen russischen Millionensponsor für den Fußballklub präsentiert. Dieser, Oleg Kirilov, ist einer jener Investoren für das geplante „Tibet-Hotel“ in Hüttenberg, denen die Kärntner – vergeblich – die Staatsbürgerschaft verschaffen wollten. Praktisch: SK Austria-Vizepräsident Karl Heinz Petritz – ehemaliger AZ-Redakteur und Haider-Sekretär – gehört der Geschäftsführung der Tibet Hotel Ges.m.b.H. an. Für das angeblich 20 Mio. Euro teure Hotel sollten die Russen sechs Millionen beisteuern, der Rest sollte von Kärntner Förderungsinstitutionen kommen. Ob Kirilov der „Part-of-the Deal“-Mann aus dem Scheuch-Telefonat ist, ist noch nicht geklärt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.01.2010)