AMS-Chef zur sinkenden Arbeitslosigkeit: "Alte Programme nicht notwendig"

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Die Arbeitslosigkeit ging im Dezember um weitere 5,9 Prozent zurück. Stellenmeldungen sowie vorliegende Prognosen lassen einen deutlichen Rückgang über das ganze heurige Jahr erwarten, so AMS-Chef Kopf.

Der Trend am Arbeitsmarkt hat auch im letzten Monat des Jahres 2017 angehalten: Die Zahl der Arbeitslosen ist gesunken. Inklusive AMS-Schulungsteilnehmern waren Ende Dezember 443.481 Personen auf Arbeitssuche, ein Rückgang von 5,9 Prozent. Nach nationaler Definition sank die Arbeitslosenquote um 0,9 Prozentpunkte auf 9,4 Prozent, gab das Sozialministerium am Dienstag bekannt. Besonders deutlich war der Rückgang bei Jugendlichen zwischen 15 und 24: In dieser Altersgruppe verringerte sich die Arbeitslosigkeit um 17,2 Prozent.

64.740 Personen befanden sich in Schulungen durch das Arbeitsmarktservice, ein Plus von 6,6 Prozent. Einen deutlichen Anstieg gab es bei Ausländern in Schulungen (+20,8 Prozent) sowie Asylberechtigten und subsidiär Schutzberechtigten (+33,3 Prozent).

"Monat für Monat sank die Arbeitslosigkeit im Vorjahresvergleich immer stärker, sodass auch zunehmend mehr und mehr Gruppen am Konjunkturaufschwung teilhaben konnten", kommentiert AMS-Chef Johannes Kopf die Zahlen.

Mangel an Fachkräften schnell sichtbar

Auch deshalb unterstützt er die Streichung des Beschäftigungsbonus und der Aktion 20.000 durch die neue Bundesregierung, da diese Programme derzeit aufgrund des "enormen Beschäftigungswachstums" und der "brummenden Wirtschaft" nicht notwendig seien und anderweitig besser eingesetzt werden könnten. Denn zusätzliche Mittel für den Arbeitsmarkt werde es nicht geben.

Den starken Rückgang bei den Arbeitslosenzahlen von Jungen führt Kopf auch auf die demografische Entwicklung zurück, die bei den Alten genau umgekehrt wäre, wodurch es hier noch eine Stagnation gebe. Er sei jedenfalls "überrascht" wie schnell der Mangel an Fachkräften sichtbar geworden sei. Die Hoffnung, den Mangel durch Zuzug aus Osteuropa abzudecken, zerstreut Kopf - weil sich auch in diesen Ländern der Arbeitsmarkt deutlich gebessert habe.

(c) APA

Unterschiedliche Entwicklungen gab es je nach Bildungsgrad: Während es bei Personen mit maximal Pflichtschulausbildung (-3,8 Prozent), Lehrausbildung (-5,2 Prozent) und mittlerer Ausbildung (-1,9 Prozent) zu einem Rückgang der Arbeitslosen kam, verzeichnete das AMS bei Personen mit höherer Ausbildung (+2,8 Prozent) und akademischer Ausbildung (+4,8 Prozent) einen Anstieg.

Weiterer Rückgang erwartet

Die Zahl der Lehrstellensuchenden ist um 3,7 Prozent zurückgegangen, während der Bestand an gemeldeten offenen Lehrstellen um mehr als ein Viertel (26 Prozent) zugenommen hat. Dennoch stehen damit für 6.340 Suchende nur 4.273 betriebliche Lehrstellen, die dem AMS gemeldet wurden, zur Verfügung. Ein Überhang an freien Lehrplätzen besteht lediglich in Tirol, Salzburg und Oberösterreich. Die Zahl der Lehrstellensuchenden lag Ende Dezember um 3,7 Prozent unter dem Vorjahreswert, während der Bestand an gemeldeten offenen Lehrstellen um 26 Prozent zugenommen hat.

Hatte das Jahr 2017 dem Arbeitsmarkt nach fünf Jahren steigender Arbeitslosigkeit eine Trendwende gebracht, so erwarten Experten für heuer einen weiteren Rückgang der Arbeitslosigkeit. "Weiter steigende Stellenmeldungen sowie alle vorliegende Prognosen lassen einen deutlichen Rückgang der Arbeitslosigkeit über das ganze heurige Jahr erwarten", twitterte AMS-Chef Kopf am Dienstag. In allen Bundesländern, großen Branchen sowie bei jung und alt fänden sich rückläufige Vorgemerktenzahlen, so Kopf. Die Zahl der gemeldeten sofort verfügbaren offenen Arbeitsplätze lag Ende Dezember mit 54.818 um 31 Prozent über dem Vorjahreswert. 

(APA)

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