Samantha Geimer wurde im Jahr 1977 von Roman Polanski missbraucht. Dem Regisseur soll jetzt der Prozess gemacht werden, sein Opfer plädiert für die Einstellung des Verfahrens.
Roman Polanski wird in seinem Bestreben, das Verfahren wegen Vergewaltigung einer Minderjährigen endlich einzustellen, von seinem damaligen Opfer (siehe Bild) unterstützt. Die "Los Angeles Times" berichtete am Freitag, dass sich die in Hawaii lebende Samantha Geimer über ihren Anwalt erneut an das Gericht in Los Angeles gewandt und für den Starregisseur eingesetzt hat.
Prozess sei verfassungswidrig Das Schreiben, in dem Geimers Anwalt das Vorgehen der Staatsanwaltschaft als verfassungswidrig attackiert, traf wenige Stunden vor einer weiteren Anhörung zum Fall Polanski an diesem Freitag, den 22. Jänner, bei der Justiz in Los Angeles ein.
Rund zehn Wochen saß Star-Regisseur Roman Polanski 2009 in der Schweiz im Gefängnis. Danach wurde er in seinem Chalet unter elektronisch überwachten Hausarrest gestellt. An dieser Stelle folgt nun eine Chronologie von seiner Zeit im Gefängnis bis zu seiner Freilassung. (c) AP (PETR DAVID JOSEK) Der Oscar-Preisträger wird bei der Einreise in die Schweiz am Flughafen Zürich verhaftet. Im Bezirksgefängnis kommt er in "provisorische Auslieferungshaft". Die US-Behörden werfen ihm vor, 1977 die 13-jährige Samantha Geimer missbraucht zu haben. Diese Tat hat er damals gestanden und 42 Tage im Gefängnis verbracht. Vor Verkündung des Strafmaßes setzte er sich 1978 nach Europa ab und kehrte seither nicht in die USA zurück. Im Bild: Roman Polanski verlässt das Gericht von Santa Monica am 20. Mai 1977 (c) REUTERS (STAFF) Polanski hat Widerspruch gegen seine Auslieferung an die USA eingelegt, wie das zuständige Bundesstrafgericht in Bellinzona mitteilt. Mehr als 100 teils berühmte Regisseure, Schauspieler und Autoren fordern in einer Erklärung Polanskis Freilassung. (c) AP (ENNIO LEANZA) Polanski hat einen amerikanischen Star-Anwalt angeheuert, um nicht an die USA ausgeliefert zu werden. Wie die "New York Times" berichtet, hat er Reid Weingarten (siehe Bild) in sein Anwälte-Team geholt. (c) REUTERS (© Reuters Photographer / Reuters) Der Filmemacher bleibt in Schweizer Haft. Eine Freilassung gegen Kaution ist dem Justizministerium nicht sicher genug. Die Fluchtgefahr sei zu hoch, sagt ein Sprecher. (c) EPA (WALTER BIERI) Für eine medizinische Untersuchung wird Polanski laut Medienberichten vorübergehend in eine Klinik bei Zürich gebracht. (c) EPA (FRANCESCA RUGGIERI) Die USA beantragen offiziell die Auslieferung.Im Bild: Lorenz Erni, Schweizer Anwalt von Polanski (c) EPA (ALESSANDRO DELLA BELLA) Polanski kann gegen eine Kaution von umgerechnet fast drei Millionen Euro freigelassen werden. Das Schweizer Bundesstrafgericht gibt seiner erneuten Beschwerde statt und verweist den Fall wieder an das Bundesamt für Justiz. Nach Ansicht des Strafgerichts soll Polanski alle Ausweispapiere abgeben und unter Hausarrest in seinem Schweizer Chalet gestellt werden. Dazu könne ihm eine elektronische Fessel angelegt werden. (c) REUTERS (MICHAEL BUHOLZER) Das Bundesamt für Justiz wird die Entscheidung des Bundesstrafgerichts in Bellinzona nicht anfechten.Im Bild: Eveline Widmer-Schlumpf, Schweizer Justizministerin (c) AP (Jean-Christophe Bott) Aus Sicherheitsgründen wird Polanski aus dem Gefängnis in Winterthur in eine andere Haftanstalt verlegt. (c) REUTERS (© Arnd Wiegmann / Reuters) Der Regisseur trifft in seinem Chalet in Gstaad ein, wo er unter elektronisch überwachtem Hausarrest steht. (c) REUTERS (ARND WIEGMANN) Die französische Schauspielerin Emmanuelle Seigner wartet am Fenster des Chalets auf Roman Polanski. Seigner ist seit dem Jahr 1989 mit dem Regisseur verheiratet und hat mit ihm zwei Kinder. (c) AP (Michel Euler) Ein Security bewacht das Feriendomizil "Milky Way" der Familie Polanski. (c) EPA (JEAN-CHRISTOPHE BOTT) Das Interesse der Öffentlichkeit an diesem Fall ist hoch, der Andrang der Journalisten demgemäß auch. (c) AP (Jean-Christophe Bott) Falsche Idylle in Gstaad.Mehr Bilder zu dem Fall finden Sie hier. (c) AP (Michel Euler) Nach einem halben Jahr Hausarrest fällt die Schweizer Justiz endlich eine Entscheidung. Roman Polanski wird nicht ausgeliefert. Er darf sich wieder frei bewegen. Hier finden Sie mehr dazu. EPA Die Causa Polanski im Überblick Opfer will Mitspracherecht Darin beschwert sich Samantha Geimer, dass die Anklage sie vor dem Auslieferungsantrag an die Schweiz im Herbst nicht konsultiert habe. Nach der Verfassung des US-Bundesstaates Kalifornien habe sie als Opfer von Polanski im Jahr 1977 ein Mitspracherecht bei einem solch gravierenden Schritt, schrieb Geimers Anwalt Lawrence Silver an den Richter.
Seit Mitte September ist Roman Polanski wieder ein freier Mann. Der seit September in der Schweiz festgehaltene Regisseur wurde auf Kaution freigelassen. Der 76-Jährige saß zuerst zehn Wochen lang im Gefängnis und wurde anschließend unter Hausarrest gestellt, weil gegen ihn in den USA ein Haftbefehl aus den Siebzigern wegen eines Vergewaltigungsverfahrens vorliegt. Im Bild: Polanski mit seiner Frau Emmanuelle Seigner (c) REUTERS (HO) Doch während das damalige Opfer Samantha Geimer einen Schlussstrich unter die Causa ziehen will, wurden nun erneut Missbrauchsvorwürfe gegen den Meisterregisseur laut: Das frühere Model Edith Vogelhut beschuldigt Polanski, sie vor über 30 Jahren unter Drogen gesetzt und vergewaltigt zu haben. (c) EPA (CAETANO BARREIRA) Die damals 21-Jährige soll den Starregisseur 1974 bei einer Party des Filmproduzenten Robert Evans getroffen haben. Anschließend seien sie in die Villa von Schauspieler Jack Nicholson gefahren, wie RadarOnline.com berichtete. Dort habe Polanski ihr Drogen verabreicht und Handschellen angelegt und sie anal vergewaltigt haben. Aus Scham habe sie niemanden davon erzählt, so Vogelhut. >> Mehr zu diesem Vorwurf (c) EPA (MARTIAL TREZZINI) Schon vor wenigen Monaten hatte eine weitere Frau, Charlotte Lewis, Polanksi beschuldigt, sie "auf die schlimmste Art und Weise sexuell missbraucht" zu haben. Das Wort "Vergewaltigung" verwendete hingegen nicht. Polanskis Anwälte wiesen den Vorwurf damals zurück und warfen Lewis vor, ihren Mandanten erpressen zu wollen. >> Mehr zu dieser Causa (c) AP (GENSEREK EDUARD) Als Polanski am 26. September 2009 in die Schweiz reiste, um bei einem Filmfestival in Zürich einen Preis für sein Lebenswerk entgegenzunehmen, wurden dem 76-Jährigen die Handschellen angelegt. Wochenlang hatte die Polizei die Verhaftung vorbereitet. (c) AP (Michel Euler) Mehr als 30 Jahre ist der Fall her: im März 1977 lud Polanski die 13-jährige Samantha Gailey (heute Geimer) in die Villa seines Freundes Jack Nicholson ein, um Fotos von ihr für das Modemagazin "Vogue", von dem er einen Autrag hatte, zu machen. Die beiden tranken Champagner und Polanski, damals 44, gab Gailey Quaaludes, eine Droge mit euphorisierender und aphrodisierender Wirkung. Er hatte Sex mit dem Mädchen. "Ich sagte Nein", sagte Gailey 2003 der britischen "Times". "Ich wußte nicht, was ich tun sollte." (c) AP (Anonymous) Der Regisseur wurde wegen Vergewaltigung angeklagt. Intimverkehr mit Minderjährigen gilt im US-Bundesstaat Kalifornien immer als Vergewaltigung. Weil er geständig war, wurde die Anklage abgemildert. 42 Tage verbrachte Polanski in Untersuchungshaft unter psychiatrischer Beobachtung, kurz vor der Urteilsverkündung floh er aus den USA nach Europa. (c) AP (Nick Ut) Er hatte erfahren, dass der Richter seiner Bitte um Vermeidung einer Haftstrafe nicht nachkommen würde. Ihm drohten bis zu 50 Jahre Haft. Die Filmemacherin Marina Zenovich berichtet in der Dokumentation "Roman Polanski - Wanted and Desired" über eine mögliche Befangenheit von Richter und Staatsanwalt im damaligen Vergewaltigungsprozess. (c) AP (Nick Ut) Sein damaligen Opfer Samantha Gailey, die heute Geimer heißt und mit Mann und drei Kindern auf Hawaii lebt, hat Polanski inzwischen verziehen. 1997 einigten sich die beiden in einem zivilrechtlicher Prozess außergerichtlich. Die heutige Mittvierzigerin setzt sich seitdem für ein Ende des Verfahren gegen den Regisseur ein. Sie leide darunter, dass immer wieder Einzelheiten des damaligen Vorfalls ausgebreitet werden, sagt sie. (c) AP (Peter Kramer) Im Mai 2009 scheiterten Polanskis Anwälte vor dem Superior Court in Los Angeles: Sie wollten erwirken, dass das Verfahren wegen juristischer Fehler geschlossen wird. Damit könnten sie die Verhaftung des Filmemachers provoziert haben, ein internationaler Haftbefehl besteht seit 2005. (c) REUTERS (SEBASTIAN DERUNGS) In Europa hat sich Polanski stets vor der Auslieferung an die USA sicher gefühlt. Problemlos reiste er zu Filmfestivals und nahm viele Auszeichnungen entgegen. Auch in der Schweiz ist ihm bisher nichts passiert. Polanski weilte schon oft als Urlauber in noblen Schweizer Ski-Orten wie Gstaad. (c) AP (Francois Mori) Bei einer Auslieferung in die USA drohten Polanski maximal zwei Jahre Haft. Die USA hat die Auslieferung beantragt, Polanskis Anwälte haben Einspruch erhoben. Immer warfen Verbrechen und Schicksalsschläge Schatten auf das Leben des Meisterregisseurs. (c) EPA (J. Turczyk) Der Filmemacher polnisch-jüdischer Abstammung, überlebte die Flucht aus dem Krakauer Ghetto und den Weltkrieg bei Kleinbauern auf dem Land. Seine Mutter, die zu diesem Zeitpunkt schwanger war, wurde in Auschwitz ermordet. (c) AP (ALIK KEPLICZ) Das Trauma des Holocaust verarbeitete er 2002 in dem Film "Der Pianist" mit Adrien Brody. Polanski wurde für die sensible Geschichte eines Musikers, der sich im Waschauer Ghetto versteckt, mit dem Oscar ausgezeichnet. (c) AP (GUY FERRANDIS) Wegen der drohenden Festnahme in den USA konnte er jedoch nicht zur Oscar-Nacht anreisen. Harrison Ford überreichte ihm die Statue in Frankreich. (c) REUTERS (© Reuters Photographer / Reuters) Nach dem zweiten Weltkrieg betätigte sich Polanski zunächst als Schauspieler. Ende der Fünfziger wechselte er hinter die Kamera, 1963 emigrierte er aus Polen. "Rosemaries Baby" mit Mia Farrow machte ihn Ende der Sechziger weltbekannt. (c) REUTERS (© Reuters Photographer / Reuters) Vor und hinter der Kamera agierte er in "Tanz der Vampire". Bei den Dreharbeiten lernte er Sharon Tate kennen, die er wenig später heiratete. Das Eheglück währte nicht lange. (c) ORF (-) Sharon Tate wurde das Opfer eines der grausamsten Morde in der Geschichte Hollywoods. Vier Anhänger von Charles Manson brachen in ihr Haus am Cielo Drive ein und ermordeten sie. Die 26-jährige Schauspielerin war im achten Monat schwanger. (c) AP Auch Tates Freunde Jay Sebring, Abigail Folger und Voyteck Frykowski sowie der zufällig vorbeigekommene Student Steven Parent wurden Opfer der Manson-Family. Polanski war zu diesem Zeitpunkt in London, um an seinem neuen Film zu arbeiten. (c) AP Inzwischen ist Polanski wieder verheiratet: Er lebt in Frankreich mit der französischen Schauspielerin Emmanuelle Seigner zusammen, mit der er zwei Kinder hat. (c) REUTERS (© HANNIBAL HANSCHKE / Reuters) Zahlreiche internationale Künstler sowie das Filmfestival Cannes setzten sich während seiner Verhaftung mittels einer Petition zur Freilassung Polanskis für den Regisseur ein: Es sei "unannehmbar, dass eine internationale Kulturveranstaltung zur Ehrung eines der größten Zeitgenössischen Cineasten in eine Polizeifalle verwandelt" werden könne. (c) AP (ENNIO LEANZA) Wong Kar-Wai, Fanny Ardant, Ettore Scola, Michele Placido, Giuseppe Tornatore, Monica Bellucci, Gilles Jacob und Bertrand Tavernier unterzeichneten die Petition. Im Bild: Polanski vor einem Poster für seinen Film "Oliver Twist" (c) EPA (Alessandro Di Meo) Der Regisseur und die Mädchen (Ag.)
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