Die Anwälte des US-Präsidenten haben seinem Ex-Chefstrategen eine Unterlassungserklärung geschickt. Bannons Buch schnellt indes in der Bestsellerliste nach oben.
Anwälte von US-Präsident Donald Trump haben dessen ehemaligem Chefstrategen und Wahlkampfleiter Stephen Bannon in einer Unterlassungserklärung mit rechtlichen Schritten gedroht. Bannons Kommunikation "mit dem Autor Michael Wolff über ein bevorstehendes Buch gibt Anlass zu zahlreichen Rechtsansprüchen, darunter auf Rufschädigung durch Verleumdung und Beleidigung", zitierte der US-Nachrichtensender CNN am Donnerstag Trumps Anwalt Charles Harder. Bannon habe zudem eine schriftliche Vertraulichkeitsvereinbarung verletzt.
Der Hintergrund: Am nächsten Dienstag soll ein Buch des Journalisten Wolff mit dem Titel "Fire and Fury" (Feuer und Zorn) erscheinen. Bannon soll darin schwere Vorwürfe gegen Präsidentensohn Donald Trump Junior und Schwiegersohn Jared Kushner erheben: Im ersten Auszug, der am Mittwoch in mehreren englischsprachigen Medien erschien, bezeichnete Bannon ein mutmaßliches Treffen der beiden mit einer russischen Anwältin im Jahr 2016 als "Verrat" und "unpatriotisch". Man hätte das FBI informieren müssen. Bei dem Treffen sollen dem Trump-Team schädigende Informationen über Trumps Gegenkandidatin Hillary Clinton in Aussicht gestellt worden sein.
Trump reagierte am Mittwoch mit einer öffentlichen Abrechnung auf die Vorwürfe seines ehemaligen Vertrauten: "Steve Bannon hat nichts mit mir oder meiner Präsidentschaft zu tun. Als er gefeuert wurde, hat er nicht nur seinen Job verloren, sondern auch seinen Verstand." Er habe "sehr wenig" mit dem Sieg bei der Präsidentenwahl zu tun gehabt, sagte Trump. "Steve repräsentiert nicht meine Basis. Es geht ihm nur um sich selbst."
Offener Bruch mit Bannon
Bannon galt als Rechts-Außen-Architekt der nationalistisch ausgerichteten Kampagne Trumps und treibende Kraft hinter umstrittenen Entscheidungen wie dem Einreisestopp für Bürger aus mehreren muslimischen Ländern. Wenige Monate vor der Präsidentenwahl im November 2016 wurde er Trumps Wahlkampfleiter und anschließend Chefstratege im Weißen Haus. Im August kam der Rückzug, nachdem interne Spannungen und Machtkämpfe zunahmen. Trump traf sich danach aber weiter privat mit Bannon.
Damit dürfte es nun endgültig vorbei sein. Vor allem, wenn man den letzten Absatz Trumps Stellungnahme betrachtet. Es gebe viele großartige republikanische Kongressmitglieder und Kandidaten, die hinter seiner Agenda stünden, heißt es da. Genau wie ihm selbst sei ihnen daran gelegen, das Land aufzubauen, "statt einfach alles niederbrennen zu wollen". Trump stellt sich damit auf die Seite jener Konservativen, die seit längerem gefordert hatten, er müsse sich von Bannon lossagen. Dem Establishment, dem Bannon den Kampf angesagt hat.
Das Treffen von Trumps Wahlkampfteam gilt als einer der bislang konkretesten Hinweise dafür, dass es womöglich Absprachen zwischen Russland und Trumps Wahlkampfteam gegeben haben könnte. Mehrere Kongressausschüsse und ein Sonderermittler gehen dem Verdacht nach, dass Russland zugunsten Trumps die Präsidentenwahl beeinflusst haben soll. Trump und die Regierung in Moskau weisen dies zurück. Im Raum steht die Frage, ob Trump oder Personen aus seinem Umfeld erpressbar sein könnten oder sich gesetzeswidrig verhalten haben.
Die Ermittlungen führten bereits zu einer Anklage gegen Trumps zeitweiligen Wahlkampfleiter Manafort. Ihm wird Geldwäsche im Zusammenhang mit seiner Lobbyistentätigkeit für prorussische Kräfte in der Ukraine vorgeworfen. Manafort setzte sich seinerseits am Mittwoch zur Wehr: Er verklagt die US-Justiz.
Von Platz 48.449 an die Spitze
Das große Medienecho nach der Veröffentlichung des ersten Auszugs scheint sich unterdessen auszuzahlen: Laut CNN schnellte das Buch an die Spitze der Amazon-Bestsellerliste - 24 Stunden vorher belegte es nur Platz 48.449.
(APA/dpa)