„Bomben-Zyklon“ kündigt neue US-Kältewelle an

Die Menschen in Florida sind außer sich: Viele Kinder erleben den ersten Schnee ihres Lebens.
Die Menschen in Florida sind außer sich: Viele Kinder erleben den ersten Schnee ihres Lebens.(c) APA/AFP/ANGELA WEISS (ANGELA WEISS)
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US-Ostküste. Erstmals seit 29 Jahren schneit es in Floridas Hauptstadt. Weiter nördlich wappnen sich die USA für ungewöhnlich heftige Stürme.

Wien/Washington. Für viele kam es einem verspäteten Weihnachtswunder gleich: Erstmals seit 29 Jahren schneite es am Mittwoch im sonnenverwöhnten Florida. Tallahassee, die Hauptstadt des sogenannten Sunshine State, war mit einer feinen Schneeschicht bedeckt. Auch wenn die weiße Frostdecke mit 0,25 Zentimetern vergleichsweise dünn war, feierten viele Floridianer den unerwarteten Wintereinbruch in sozialen Netzwerken. Einige Kinder erlebten gar den ersten Schnee ihres Lebens.

Es sind die positiven Seiten einer Kältewelle, die die US-Ostküste seit knapp zwei Wochen im Griff hält und in mehreren Bundesstaaten für Kälterekorde sorgte. Von der Südspitze Floridas über New York und Boston bis hin zur kanadischen Grenze lassen eisige Temperaturen Wasserleitungen einfrieren, das Löschwasser der Feuerwehren förmlich noch im Schlauch erstarren und Teile der Niagara-Fälle zu gigantischen Eisskulpturen frieren.

So sank in der in den USA als „Kältekammer“ bekannten Kleinstadt International Falls in Minnesota die Temperatur in der Silvesterwoche auf minus uf38,3 Grad Celsius. Mindestens zwölf Personen fielen der Kälte bereits zum Opfer. Doch die Temperaturen könnten in einigen Gegenden sogar nochmals um bis zu vier Grad tiefer sinken als zuletzt. Es bahnt sich bereits eine zweite Kältewelle an.

Kälter als auf dem Mars

Einige Gegenden im Nordosten der USA erwarten Temperaturen von minus 35 Grad Celsius. Das sei niedriger als die letzte Messung der Höchsttemperatur auf dem Mars, berichtete CNN. Und im Südstaat South Carolina forderte Gouverneur Henry McMaster die Bürger auf, ihre Haustiere zu Hause einzusperren, um sie vor dem Kältetod zu bewahren.

Mit sich brachte das Tief am Donnerstag eine sogenannte Bombogenese oder einen „Bomben-Zyklon“, wie US-Medien titelten. Der Wettereffekt ist an der Ostküste nicht ungewöhnlich, heuer sei er aber besonders stark, sagte Klimaforscher Judah Cohen vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) der Nachrichtenagentur Reuters. „Dieser Sturm ist einzigartig, da der Luftdruck sehr schnell fallen wird. Er könnte die Stärke eines Hurrikans der Kategorie eins oder zwei erreichen.“ Aus Angst vor einem Schneechaos – es waren bis zu 30 Zentimeter Neuschnee über Nacht angesagt – riefen einige Ostküstenstaaten den Notstand aus, blieben am Donnerstag Schulen in Boston und New York gesperrt und strichen wichtige Flughäfen in New York und New Jersey 2700 Flüge. Der Sturm ließ mehr als 40.000 Menschen in North Carolina und Florida ohne Strom zurück.

Trump und die Erderwärmung

US-Präsident Donald Trump nahm die Kältewelle zunächst nicht ernst – er machte sich vor Silvester stattdessen in einem Tweet lustig über die Erderwärmung: „Vielleicht könnten wir ein bisschen dieser guten alten Erderwärmung gebrauchen, für die unser Land, aber nicht andere Länder, Billionen an Dollar zahlen soll, um sich davor zu schützen. Zieht Euch warm an.“ (maka)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.01.2018)

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