Die Konkurrenz füllt die Lücke und bringt dem Flughafen Wien einen Passagierrekord. Mit dem Gewinn steigt auch die Dividende.
Wien. Mehr Passagiere, mehr Gewinn, mehr Dividende: Der Flughafen Wien hat die Insolvenz von Air Berlin und deren Tochter Niki, die noch 2016 für rund vier Millionen Passagiere sorgten, sehr gut verkraftet. Genauer gesagt haben Konkurrenten wie die Lufthansa mit ihren Töchtern AUA, Swiss und Eurowings, EasyJet und Aeroflot die Lücke gefüllt und 2017 einen Passagierrekord von 24,4 Millionen (plus 4,5 Prozent) gebracht.
So soll es heuer weitergehen: Das Passagieraufkommen soll um drei Prozent steigen, wobei die Flughafen-Vorstände Günther Ofner und Julian Jäger vor allem auf Billig-Airlines wie Eurowings, Easyjet und die im Sommer dazu kommende Wizz Air setzen. Sie sollen 1,5 Millionen zusätzliche Reisende bringen. Wenn die „ärgerliche Groteske“ um die Niki-Insolvenz ein Happy End erfährt, könnte das Passagierplus noch höher ausfallen. Derzeit bedienen 74 Fluglinien ab Wien 195 Destinationen in 70 Ländern.
Für 2018 prognostiziert das Führungsduo ein Nettoergebnis von über 132 Mio. Euro. Im Vorjahr werde der Gewinn deutlich über den prognostizierten 120 Mio. Euro liegen. Damit werde auch die Dividende (zuletzt 0,625 Euro) steigen. Die Aktie hat sich im Vorjahr ordentlich verteuert und legte am Dienstag leicht zu.
2018 wird mit 174 Mio. Euro auch fest in den Ausbau der „Flughafen-City“ investiert. Neue Betriebsansiedlungen, etwa das Logistikcenter von DHL, sollen rund 1000 weitere Arbeitsplätze schaffen. Schon ausgebucht sei der geplante Officepark 4. Außerdem ist ein drittes Hotel und ein Gesundheitszentrum (vor allem für die Beschäftigten am Standort) geplant. Ungeachtet dessen geht die Modernisierung und Erweiterung der Terminals um rund eine halbe Mrd. Euro voran, die 2023 abgeschlossen sein soll. Noch lange nicht fix ist indes die dritte Piste. Ofner erwartet heuer einen Spruch des Bundesverwaltungsgerichts (BVG), aber die Gegner haben für den Fall einer positiven Entscheidung wieder den Gang zum Verfassungsgericht angekündigt.
Niki-Verwalter kooperieren
Für Niki ist dem Flughafen jede Lösung recht, „Hauptsache rasch“. Man hätte mit Eurowings gut zusammenarbeiten können, habe mit Niki Lauda gute Erfahrungen und mit Vueling schon gute Gespräche geführt, so Jäger. Vueling habe angekündigt, sieben bis acht Flugzeuge in Wien stationieren zu wollen und vor hier den deutschsprachigen Raum zu bedienen.
Der vorläufige deutsche Insolvenzverwalter Lucas Flöther hat Niki an die IAG-Tochter Vueling verkauft. Infolge des nunmherigen zweiten Hauptinsolvenzverfahrens in Korneuburg muss der Verkauf wiederholt werden. Angebote sind bis Freitag möglich, der Gläubigerausschuss soll am 22. Jänner entscheiden. Flöther und die hiesige Masseverwalterin Ulla Reisch haben nun ungeachtet des Kompetenz-Hick-Hacks eine enge Kooperation angekündigt. (eid)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.01.2018)