XXXLutz schießt scharf gegen Kika/Leiner

Kika/Leiner hat ein akutes Geldproblem. Die Nerven bei dem Möbelhändler sind angespannt. Die Werbung der Konkurrenz trägt nicht zur Entspannung bei.
Kika/Leiner hat ein akutes Geldproblem. Die Nerven bei dem Möbelhändler sind angespannt. Die Werbung der Konkurrenz trägt nicht zur Entspannung bei. (c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
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Steinhoffs Werk, XXXLutz' Beitrag: Während Kika/Leiner weiter auf eine rasche Finanzspritze hofft, nützt XXXLutz die „unsichersten Möbelkaufzeiten“ für Eigenwerbung.

Wien. „Wir sonnen uns nicht irgendwo in Afrika, sondern krempeln jeden Tag hier in Österreich die Ärmel für Sie hoch.“ Aus dem Kontext gerissen klingt der Satz nach alltäglicher Werbung.

Jetzt muss man wissen: Er ist Teil der neuesten Kampagne des größten heimischen Möbelkonzerns XXXLutz. Dessen größter Konkurrent, die Kika/Leiner-Gruppe, hat Probleme mit ihrem südafrikanischen Mutterkonzern Steinhoff. Von dessen Bilanzskandal mitgerissen kämpft sie selbst mit einem millionenschweren Liquiditätsloch.

Seit Anfang der Vorwoche laufen in London fieberhafte Verhandlungen mit den internationalen Geldgebern über eine mögliche Brückenfinanzierung. Lösungen wurden mehrmals vertagt. Akut sollen im Gesamtkonzern 200 Mio. Euro fehlen, die Schulden betragen nach eigenen Angaben 10,7 Mrd. Euro.

Das Vertrauen der Lieferanten und Kunden steht auf dem Spiel. Die Nerven sind angespannt, auch bei Leiner-Betriebsratschef Karl Vogl. Der nennt die Werbung der Konkurrenz „mies“. So etwas mache kein ordentlicher Kaufmann. „Kein einziger Mitarbeiter unseres Unternehmens liegt in Afrika in der Sonne.“ Dass XXXLutz seit Mittwoch österreichweit in Zeitungsbeilagen mit Versprechen wie 100 Prozent sicherer Anzahlung, Lieferung und Kaufabwicklung wirbt, sei eine unterschwellige Beleidigung der eigenen Geschäftspraxis. In 108 Jahren habe kein Leiner-Kunde um Anzahlungen oder Lieferungen bangen müssen, „auch nicht in der derzeitigen Situation, wo die öffentliche Stimmung nicht für uns spricht.“

Schutz am Treuhandkonto?

Kika/Leiner verspricht verunsicherten Kunden, ihre Anzahlungen auf einem Treuhandkonto zu parken. Ob diese Konstruktion im Insolvenzfall hält, sei aber unsicher, so Gläubigerschützer im Gespräch mit der „Presse“. Man wisse zu wenig darüber, wie diese Konten im Konzern ausgestaltet sind, heißt es. Eindeutige Antworten zu Rentabilität und Liquidität der südafrikanischen Mutter und ihrer Österreich-Töchter sind bislang vor allem an der verschachtelten Firmenkonstruktion der Steinhoff-Gruppe gescheitert.

Bei XXXLutz ist man gelassen. „Ich kann die Aufregung nicht verstehen“, sagt Sprecher Thomas Saliger, der seit 20 Jahren die Werbelinie im Haus vorgibt und vor 19 Jahren die Familie Putz aus der Taufe hob. „So eine Werbung könnte viel offensiver sein. Wir weisen hauptsächlich darauf hin, dass wir ein österreichisches Familienunternehmen sind und immer solide Geschäfte gemacht haben.“ Darauf sein man eben stolz. Saliger kann sich vorstellen, die österreichischen Wurzeln in Zukunft noch stärker hervorzustreichen. „Und es ist nicht so, dass es nicht vielleicht gute Gründe gibt, dass man bei uns einkauft“, setzt er umständlich nach. Der Vollständigkeit halber muss man wissen: XXXLutz-Chef Andreas Seifert kämpft juristisch gegen Kika/Leiner-Mutter Steinhoff. Er hat mehrere Klagen gegen den Konzern eingebracht. Darin ging es um gemeinsame Investitionen von ihm und dem im Zug des Skandals ausgeschiedenen Steinhoff-CEO Markus Jooste aus einer Zeit, als man sich besser verstand.

„Verhandlung auf gutem Weg“

Was sagt die Leitung von Kika/Leiner zu der Kampagne? Sprecherin Sonja Felber betont, dass man „kein böses“ Verhältnis zu XXXLutz hat. „Das ist nicht die feine Art, aber wir werden nicht zurückschlagen. Wir haben wichtigere Themen.“ Themen wie das eigene Fortbestehen.

In Bezug darauf ist Felber optimistisch. „Die Verhandlungen in London sind auf gutem Weg, aber es ist noch nichts unterschrieben.“ In den nächsten Tagen könnte eine Entscheidung fallen. „Aber ich weiß, das haben wir auch vergangene Woche gesagt.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.01.2018)

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