Der traurige, g'schupfte Ferdl

Die Presse/Clemens Fabry
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Der Stadtheurige ist gut besucht und in Konkurs – Gesellschafter und Geschäftsführer sind uneins, wie es dazu kam. Insgesamt sperrten in Wien 2017 mehr Lokale zu als auf.

Der Heurige „G'schupfter Ferdl“ in Wien-Mariahilf ist das Biowein gewordene Hipstertum. Hier wird Brettljausn mit Chutney gereicht – und Cous-Cous-Salat steht in der Vitrine neben Liptauer und Babenberger Hauswurst. Freilich alles bio und ausschließlich von glücklichen Tieren.
Im durchdesignten Interieur, zwischen Pixel-Kunst und rustikalen Heurigenbänken ist der Stadtheurige Anlaufstelle für die heimlichen Sehnsüchte der urbanen Gesellschaft nach Landflair und Urigkeit geworden. Man wollte ein Lokal kreieren, in das Qualtinger gerne gegangen wäre, nur ohne Staub, sagten die Besitzer bei der Eröffnung. „Austrian Boboville im Biofieber“ steht auf der Homepage. Die Vision ist aufgegangen, die Heurigenbänke sind meist gut besetzt. Trotzdem ist der Heurige nun in Konkurs.

Und das trotz prominenter Gesellschafter, die auch als fähige Geschäftsmänner gelten. Der Neos-Nationalratsabgeordnete und Spitzengastronom Sepp Schellhorn hält ebenso Anteile, wie der frühere Neos-Abgeordnete Niko Alm, der jetzt in Dietrich Mateschitz' Medienmanufaktur „Quo Vadis Veritas“ als Geschäftsführer dient. Und dann wäre da noch Moriz Piffl, der schon mit der Schneiderei „Gebrüder Stich“ 2016 in einen ordentlichen Konkurs schlitterte. Laut Creditreform wurden rund 1,2 Millionen Euro Gläubigerforderungen angemeldet. Das Konkursverfahren ist mittlerweile aufgehoben – das Unternehmen rappelt sich langsam wieder auf.

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