Inmitten des Niederösterreich-Wahlkampfes tauchte ein NS-Liederbuch der Burschenschaft "Germania zu Wiener Neustadt" auf - deren Mitglied: FPÖ-Spitzenkandidat Udo Landbauer. Der vorläufige Schlusspunkt der Causa: ein Rücktritt.von Hellin Jankowski
„Da trat in ihre Mitte der Jude Ben Gurion: ,Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million.‘“ So lautet die siebente Textzeile auf Seite 182 des Liederbuchs der pennalen Burschenschaft „Germania zu Wiener Neustadt“. Zeile Nummer acht klingt nicht weniger einschlägig: „Da schritt in ihre Mitte ein schlitzäugiger Chines’: ‚Auch wir sind Indogermanen und wollen zur Waffen-SS.‘“
Aufgekommen sind die Texte wenige Tage vor der niederösterreichischen Landtagswahl am 28. Jänner durch Recherchen des „Falter“. Ausgelöst haben sie Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt gegen vier Personen wegen des Verdachts auf Wiederbetätigung (darunter ein einst hochrangiger roter Magistratsbeamter, der in den 1990er-Jahren als Hobby-Maler das Liederbuch illustriert haben soll; er wurde aus der SPÖ ausgeschlossen). Außerhalb der Republik thematisierten etliche Medien die Causa, die nicht mit der letzten der rund 300 Seiten des dunkelrot gebundenen Büchleins endete. Vielmehr führte sie hinein in die freiheitliche Partei – zu Udo Landbauer, seines Zeichens Spitzenkandidat der FPÖ Niederösterreich, Zukunftshoffnung und, mitunter aufgrund seines Alters, zuweilen freiheitlicher Sebastian Kurz gerufen.