Wenn Banken unfreiwillig Fußball sponsern

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Im Skandal um die Kärntner Hypo Alpe Adria kommt nun auch Sportsponsoring ins Visier der Behörden. Generell würde es sich für die Ermittler lohnen, die Geldflüsse bei parteinahen Sportvereinen genauer anzusehen.

Am Donnerstag der vergangenen Woche fielen deutsche Fahnder in die Büroräume der Deutschen Kreditbank in Berlin ein. Grund der Hausdurchsuchung: Geldflüsse über diese Berliner Tochtergesellschaft der BayernLB an den Fußballverein Austria Klagenfurt. Die Staatsanwaltschaft München hat inzwischen gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ bestätigt, dass sie auch wegen Verdachts der Korruption ermittelt.

Immerhin fünf Millionen Euro sollen von Deutschland nach Klagenfurt geflossen sein. Offiziell als Sponsorbeitrag der Hypo Alpe Adria dafür, dass das völlig überdimensionierte Klagenfurter Fußballstadion zehn Jahre lang den Namen „Hypo Group Arena“ trägt.

Der Präsident des Klubs, Mario Canori, wird mit den Worten zitiert, er habe einen Sponsorvertrag mit der Hypo abgeschlossen, und „wie die das gemacht haben, weiß ich nicht und will ich auch nicht wissen“. Vor allem Letzteres ist nachvollziehbar: Es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass nicht nur (wie im Fall der Buwog-Privatisierung) parteinahe Agenturen, sondern auch parteinahe Sportvereine massiv in ungeklärte Finanzierungsflüsse eingebunden sind, die zumindest am Rande auch mit Parteienfinanzierung zu tun haben könnten.

Der SK Austria Kärnten ist so ein Fall. Er ist unter Landeshauptmann Haider de facto zu einem FPÖ/ BZÖ-Verein (die Bezeichnungen wechseln dauernd, weshalb wir gleich mehrere verwenden) umgemodelt worden. Präsident ist der langjährige Haider-Weggefährte und frühere BZÖ- sowie FPÖ-Politiker Mario Canori, sein Vize ist der ehemalige Haider-Sprecher Karl Heinz Petritz.

Wie das läuft, ist andeutungsweise vor Kurzem bei der (versuchten, letztendlich aber missglückten) Einbürgerung dreier russischer Investoren öffentlich geworden: Einer der Russen musste sich auch mit einem Millionenkoffer bei der Klagenfurter Austria als Sponsor anstellen. Den eigentlichen Sinn der Sache lieferte FPK-Chef Uwe Scheuch unfreiwillig im aufgezeichneten Gespräch mit einem vermeintlichen Vertreter der Russen dazu: Fünf bis zehn Prozent als Spende für die Partei seien in solchen Fällen „üblich“ und „part of the game“.

Auch die offensichtliche Fünf-Millionen-Spende der deutschen Banker an die Austria Klagenfurt ist wohl politisch eingefädelt worden: Deutsche Zeitungen berichten, der frühere BayernLB-Chef, Werner Schmidt, habe ausgesagt, das Geschäft sei von Jörg Haider eingefädelt worden. Und Haider habe das Sponsoring von den Bayern im Zusammenhang mit dem Hypo-Verkauf an die BayernLB definitiv gefordert.

Natürlich wird hier nicht unterstellt, über den Kärntner Fußballklub seien Parteispenden gelaufen. Es ist durchaus auch möglich, dass der prestigebewusste Landeshauptmann einfach nur einen tollen Fußballklub haben wollte und für diesen Zweck Sponsorgelder keilte. Und dass die Politbesetzung der Vereinsspitze damit zu tun hatte, dass er dieses Ziel eben konsequent und ohne Querschüsse von außen durchziehen wollte.

Das Muster passt aber perfekt in ein Bild, das immer klarer zum Vorschein kommt: Wer im letzten Jahrzehnt mit staatsnahen Unternehmen ins Geschäft kommen wollte, der musste „Nebengeräusche“ akzeptieren. Wie etwa der Baukonzern Porr, der die Grasser-Freunde Walter Meischberger und Peter Hochegger – beide PR-Profis, als Immobilienexperten bis dahin aber nicht aufgefallen – mit einem Consulting-Vertrag über „Projektentwicklungen“ ausstatten durfte – und danach keine Probleme mehr hatte, die Linzer Finanz-Landesdirektion als Mieter in seinen „Terminal Tower“ zu bekommen. Oder die Immofinanz, die zehn Mio. Euro für „Consultingleistungen“ rund um die Privatisierung der Bundeswohnungsgesellschaft Buwog an Meischberger und Hochegger (steuerschonend über Zypern und Liechtenstein) überwies. Und zufällig, wie das Leben halt so spielt, als Bestbieter aus dem Verfahren hervorging. Klarerweise gilt für alle in diesem Artikel genannten Personen die Unschuldsvermutung.

In dieses Muster passen auch die russischen Investoren, die sich mit Sponsorbeiträgen für den Klagenfurter Fußballklub und mit (von den Kärntner Freiheitlichen laut Scheuch offenbar erwarteten) Parteispenden die komfortable österreichische Staatsbürgerschaft erkaufen wollten (was dann allerdings wohl aufgrund von Kommunikationsproblemen und Auffassungsunterschieden zwischen dem Land und dem zuständigen Innenministerium scheiterte).

Wenn jetzt in Zusammenhang mit der Hypo über versteckte Parteienfinanzierung geredet wird, dann dürften die Staatsanwälte in den Parteikassen selbst nicht fündig werden. Sie sollten sich aber folgende Institutionen (ganz besonders aber deren Konten) genau ansehen:

•PR- und Werbeagenturen mit engen politischen Connections. Da könnte es beispielsweise durchaus interessant sein, einmal zu sehen, wer für Plakatrechnungen in Wahlkämpfen aufkommt.

•Sportveranstaltungsagenturen, die Sponsorverträge mit staats- oder landesnahen Unternehmen halten oder gehalten haben. Da ranken sich beispielsweise um die Hypo durchaus ein paar nette Gerüchte, denen nachzugehen es sich lohnt.

•Sportvereine mit engen politischen Connections. Da wäre es vielleicht durchaus lohnend, sich nicht nur auf Kärnten zu beschränken.

Dieser Klub war freilich schon einmal im Gerede: 2005 hatte die damalige Antikorruptionsbehörde BIA den Verdacht geäußert, dass über den Klagenfurter Verein Schmiergelder „gewaschen“ worden sein könnten. Diese Ermittlungen wurden allerdings, wie viele andere in Kärnten, bald gestoppt. Vereinsvizepräsident Petritz, der übrigens eine PR-Agentur betreibt, hat Vermutungen über Geldwäsche oder Parteispenden in diesem Umfeld zuletzt mehrmals als „absurd und lächerlich“ scharf zurückgewiesen.

Geldwäscheermittlungen (im Zusammenhang mit Immobiliengeschäften in Kroatien) sind übrigens auch gegen die Hypo in Kärnten geführt – und eingestellt – worden. Nicht so in Kroatien: Dort wird weiter ermittelt. Einer der Großkreditkunden der Hypo bei kroatischen Immobiliendeals, Exgeneral Vladimir Zagorec, verbüßt dort gerade eine siebenjährige Gefängnisstrafe wegen Veruntreuung von Staatsvermögen. Wegen Kriegsverbrechen, wie „Die Presse am Sonntag“ fälschlich berichtet hat, ist er freilich nie gesucht worden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2010)

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