Panik an der Wall Street: "Das ist eine Flucht aus Aktien"

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US-STOCKS-MARKETS-CLOSEAPA/AFP/BRYAN R. SMITH
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Die US-Börsen sind mit den schwersten Verlusten seit Jahren in die neue Woche gestartet. Der Dow Jones rutschte unter die Marke von 25.000 Punkten, auch die Börsen in Europa und Asien wurden nach unten gezogen.

Die US-Börsen sind mit den schwersten Verlusten seit Jahren in die neue Woche gestartet. Der DowJones verlor am Montag über 1000 Zähler und rutschte wieder unter die Marke von 25.000 Punkten. Der Index wies wie der S&P 500 den größten Tagesverlust in Prozent seit August 2011 auf. Zeitweilig lag der Dow zehn Prozent unter seinem Rekordhoch vom 26. Januar, bevor er sich bis zum Handelsschluss etwas erholte. Neben der Sorge vor stark steigenden Zinsen stand Experten zufolge auch die Entwicklung bei US-Staatsanleihen im Fokus. Auch der automatisierte Handel wurde mitverantwortlich gemacht.

Der Dow-Jones-Index fiel um 4,6 Prozent - etwa 1175 Zähler - auf 24.346 Punkte. Der breiter gefasste S&P gab um 4,1 Prozent auf 2649 Stellen nach. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor 3,8 Prozent auf 6968 Zähler. Der DowJones hatte bereits vergangene Woche mehr als vier Prozent verloren. Der Dax war zuvor um 0,8 Prozent auf 12.687 Punkte gefallen und schloss damit so niedrig wie zuletzt Ende September.

Nach dem Crash flüchten Anleger auch aus deutschen Aktienwerten. Der DAX verlor zur Eröffnung am Dienstag 3,6 Prozent auf 12.235 Punkte. Das ist der größte Kurssturz seit eineinhalb Jahren. "Von einer Panik sind die Anleger nicht weit entfernt", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "Es stellt sich nun die Frage, ob dies nur ein temporärer Stimmungswandel ist oder der Start einer größeren Korrektur."

"Das darf als Crash bezeichnet werden"

"Bisher war es eine normale Korrektur. Das, was heute passiert, darf aber als Crash bezeichnet werden", sagte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Viele Anleger seien in regelrechte Panik verfallen. "Das ist eine Flucht aus Aktien." Nur wenige Investoren hätten "freiwillig" verkauft, die meisten seien durch den rasanten Kursverfall regelrecht dazu gezwungen worden.

Viele Börsianer halten es für möglich, dass die US-Notenbank Fed die derzeit bei 1,25 bis 1,5 Prozent liegenden Leitzinsen in diesem Jahr vier Mal erhöhen könnte statt drei Mal wie bislang signalisiert. Denn in den USA brummt die Wirtschaft, am Arbeitsmarkt läuft es rund, und die Löhne stiegen im Januar so stark an wie seit Mitte 2009 nicht mehr. In der Nacht auf Montag war zudem die Rendite der zehnjährigen Papiere auf den höchsten Stand seit Januar 2014 gestiegen.

Der Investment-Stratege Jeffrey Kleintop von dem Geldhaus Charles Schwab erklärte dagegen, er habe "nichts Fundamentales" gesehen, was als Auslöser hätte herhalten können. "Es wurde nicht durch ein Makro-Ereignis ausgelöst", sagte er. "Eher scheint es der Computer-getriebene Handel gewesen zu sein, der das Ungleichgewicht ausgelöst hat." Dem stimmte Larry Milstein, Chefhändler beim Broker R.W. Pressprich zu: "Es war wahrscheinlich irgendeine 'Black Box', Algo-Verkäufe von Aktien und -Käufe von Staatsanleihen."

Bei den Einzelwerten stand Wells Fargo mit einem Kursverlust von 9,2 Prozent im Fokus. Zahlreiche Analysten stuften die Aktie der Bank herunter oder senkten ihre Kursziele, nachdem die Fed dem von Skandalen geplagten Institut am Freitag weiteres Wachstum verboten hatte.

Der massive Kurssturz an der Wall Street hat nur Stunden später die Börsen in Asien und Australien nach unten gezogen. Neben den Märkten Tokio und Australien erlebten auch China und Hongkong empfindliche Abschläge zum Handelsstart am Dienstag. Vorausgegangen war der mit knapp 1.600 Zählern bisher größte Tagesverlust des Dow Jones nach Sorgen um eine möglicherweise bevorstehende Zinswende. Damit fiel der Index wie nie zuvor an einem einzelnen Handelstag.

Bitcoin auf Talfahrt

Auch der Absturz bei Bitcoin ging weiter. Die auf Bitstamp gehandelte Kryptowährung verlor 12,2 Prozent auf etwa 7189 Dollar. An der New York Stock Exchange wechselten etwa 1,3 Milliarden Aktien den Besitzer. 315 Werte legten zu, 2721 gaben nach und 66 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von fast 3,1 Milliarden Aktien 383 Werte im Plus, 2650 im Minus und 121 unverändert.

Die zehnjährigen Staatsanleihen stiegen um 1-08/32 auf 96-5/32 Dollar und rentierten mit 2,7 Prozent. Die 30-jährigen Bonds stiegen um 1-27/32 auf 95-07/32 Dollar. Sie hatten eine Rendite von fast drei Prozent.

(Reuters)

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