Am Rande von Olympia kamen sich Süd- und Nordkorea so nahe wie seit Jahren nicht mehr. Doch was steckt hinter Pjöngjangs neuer Freundlichkeit? Drei mögliche Antworten.
Nordkoreas Regime zeigt bei den Olympischen Spielen ein neues Gesicht: Das gewinnende Lächeln der Delegationsleiterin, Diktatoren-Schwester Kim Yo-jong, eroberte das Publikum, Journalisten schwärmten von dieser „nordkoreanischen Ivanka“. Ein nahezu fröhliches Antlitz gaben der stalinistischen Diktatur auch die jungen Cheerleader aus dem Norden. Inzwischen ist Kims Schwester samt Delegation heimgereist, zurück im Süden bleiben die Athleten – und die Frage: Was steckt hinter der Charmeoffensive? Folgend drei Erklärungsversuche:
Hoffnung auf Frieden: Südkoreas Staatschef, Moon Jae-in, gewann mit dem Versprechen einer „Sonnenscheinpolitik 2.0“ die Parlamentswahl: Er will den täglich eskalierenden Konflikt mit dem atomar gerüsteten Nachbarn mit Dialog lösen. Nordkoreas Olympia-Teilnahme öffnete viele Türen: Moon traf Kim Yo-jong vier Mal. Diese Gespräche verliefen so gut, dass Südkoreas Präsident nach Pjöngjang eingeladen wurde.
Zwar glauben auch die größten Optimisten nicht, dass Nordkorea nun sein Atomprogramm aufgeben wird. Aber immerhin sprechen die Erzfeinde wieder miteinander: Kriegsauslösende Missverständnisse oder Fehlkalkulationen sind jetzt leichter vermeidbar. Die Basis für mögliche weitere vertrauensbildende Schritte wurde geschaffen.