Wenn und wann Armin Wolf und Alexander Wrabetz den ORF verlassen

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Moderator Wolf will sich einen anderen Job suchen, wenn er in der "ZiB 2" nicht mehr arbeiten kann wie jetzt. Ein vorzeitiger Abgang des Generaldirektors würde 1,4 Millionen Euro kosten.

Die FPÖ übt seit einiger Zeit starken Druck auf den ORF aus. Das führt auch dazu, dass besonders über die Zukunft zweier Männer gesprochen wird: ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz und "Zeit im Bild 2"-Moderator Armin Wolf. Im Podcast der Stadtzeitung „Falter“ fielen nun einige beachtenswerte Aussagen. Einleitend sagt darin Podcast-Moderator Raimund Löw: „Wir haben viel erlebt im ORF. Aber dass eine Regierungspartei dermaßen auf Kriegsfuß gegen einen Reporter ist wie die FPÖ mit Armin Wolf, hat es noch nie gegeben.“

Armin Wolf selbst erklärt dann später, dass er eine "Schmerzgrenze" für seine Arbeit bei der ZiB 2 habe: "Wenn man die Sendung so nicht mehr machen könnte, wie wir sie jetzt machen, dann würde ich mir eine andere Arbeit suchen". Und: "Ich mache mir um mich keine großen Sorgen, ich finde schon was. Ich könnte mich beim 'Falter' bewerben, vielleicht nimmt mich ja jemand."

Wrabetz: Bei Abbestellung 1,4 Millionen

Er brachte seinen Weggang nicht selbst ins Spiel, er wird aber trotzdem seit dem Regierungswechsel diskutiert: Alexander Wrabetz' Zukunft beim ORF scheint zumindest mittelfristig recht fraglich. Der biegsamen Generaldirektor ist eigentlich bis Ende 2021 bestellt. Mit dem Abgang von Stiftungsrat Franz Küberl ist es ÖVP und FPÖ nun aber möglich, Wrabetz abzusetzen – was sehr teuer kommen würde, wie die Gratiszeitung „Heute“ berichtet: In seinem Vertrag steht demnach, dass sein Gehalt "bis zum Ende der Funktionsperiode auszuzahlen" ist. Würde er Mitte des Jahres abgelöst, wären das 1,4 Millionen Euro. Für Geschäftsführung und Direktoren wäre eine gleich hohe Summe fällig, so der Bericht.

Wie geht es mit den Gebühren weiter?

Zurück zu Armin Wolf: Er warnt vor einer Umstellung der ORF-Finanzierung. Wenn die FPÖ mit der Forderung durchkomme, die ORF-Gebühren abzuschaffen, sei der ORF kaputt. Eine Finanzierung über das Budget würde bedeuten, dass der ORF „an die Regierungsleine“ gelegt werde. Wenn der ORF-Chef jährlich zum Finanzminister pilgern müsste, um über sein Budget zu verhandeln, könne man sich ausrechnen, was für ein „Erpressungsbasar“ dies würde: „Das wäre fatal“.

Die FPÖ sei mit allen Medien unzufrieden, so Wolf. „Weil es tatsächlich wahrscheinlich in Österreich wenige FPÖ-affine Journalisten in traditionellen Qualitätsmedien gibt.“ Es gebe eben auch ein Spannungsverhältnis zwischen Populismus und Qualitätsmedien. Den Vorwurf der FPÖ über ungerechte Behandlung im ORF sieht er als ungerechtfertigt. Auch wenn es natürlich immer wieder Fehler gebe. Ein ganz klarer Fall: Der Beitrag über den Tiroler FPÖ-Politiker Markus Abwerzger.

Zum "Falter"-Podcast >>>

(rovi)

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