Ski alpin: Marcel Hirscher, der Kristallsammler

Marcel Hirscher
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Mit einer Machtdemonstration sicherte sich Marcel Hirscher in Kranjska Gora den Sieg und die Kugel im Riesentorlauf. Am Sonntag könnten die Krönungen in Slalom und Gesamtweltcup folgen.

Alles richtig gemacht hat Marcel Hirscher. Der Salzburger präsentiert sich nach den freiwillig abgekürzten Olympischen Spielen (Verzicht auf den Teambewerb) beim Weltcup in Kranjska Gora in Bestform und sicherte sich mit der ersten Chance die erste von drei möglichen Kristallkugeln. Der Olympiasieger gewann den Riesentorlauf am Samstag nach zweimaliger Laufbestzeit mit dem Respektabstand von 1,66 Sekunden auf seinen einzig verbliebenen Rivalen Norweger Henrik Kristoffersen und sicherte sich damit vorzeitig zum fünften Mal die Disziplinenwertung. „Ich habe den Druck gespürt und bin sehr froh, dass es geklappt hat. Es war ein wahnsinnig schwieriger Riesentorlauf, da gehört Glück dazu, so runterzukommen“, sagte er nach dem 56. Sieg seiner Karriere, dem 27. in dieser Disziplin und dem insgesamt elften in diesem Winter.

Kristoffersen verspielte seine letzte minimale Chance mit einem Patzer im Mittelteil und zollte dem siegreichen Kontrahenten Respekt. „So ist das Leben. Ich habe es probiert, aber mit einem Fehler geht es gegen Marcel nicht. Er fährt in einer eigenen Liga“, sagte der Norweger, der sich zum siebenten Mal in dieser Saison mit Platz zwei hinter dem Annaberger begnügen musste. „Es ist okay, dass er die Kugel gewinnt, er ist der beste RTL-Fahrer.“

Jagd auf die Bestmarken

Nach dem Knöchelbruch im August verspätet in die Saison gestartet, baut Hirscher in diesem Weltcupwinter die Bestmarken seiner Karriere in eindrucksvoller Manier aus. Die Krönung der Saison – wenn auch nicht aus seiner persönlichen Sicht – stellte Olympiagold in doppelter Ausführung (Kombination, RTL) in Pyeongchang dar. Damit hat er die immer wieder kehrende Frage danach endgültig beantwortet und kann vielleicht umso befreiter auftrumpfen. Mit der fünften kleinen Kristallkugel im Riesentorlauf, seinem insgesamt 15. Wertungssieg, liegt Hirscher in der ewigen Bestenliste gleichauf mit dem Luxemburger Marc Girardelli und auf Platz drei hinter Ingemar Stenmark (19) und dem Schweizer Pirmin Zurbriggen (16).

„Das alles kommt ein bisschen überraschend, weil ich mich mit dem Ganzen noch nicht auseinandergesetzt habe“, meinte Hirscher, der seit 2014/15 in beiden technischen Disziplinen an der Spitze steht. Bereits heute (9.30/12.30 Uhr, live in ORF eins) kann der seit Freitag 29-Jährige im Slalom seine Titelsammlung erweitern und sich die insgesamt neunte kleine Kristallkugel seit dem Premierenerfolg in der Saison 2011/12 (Slalom und Gesamtweltcup) sichern. Dennoch betonte er: „Ich war mit dem Kopf nur beim Wettkampf und bin nicht mit einem Taschenrechner gefahren. Den brauche ich erst in zwei Wochen.“

Gesamtweltcup im Griffweite

So lang muss sich Hirscher womöglich gar nicht gedulden, denn das schönste nachträgliche Geburtstagsgeschenk, die siebente große Kristallkugel in Folge, ist ebenfalls schon in Reichweite. Durch den RTL-Sieg baute er den Vorsprung auf Kristoffersen, der im Weltcupfinish in den Speeddisziplinen nicht mehr antreten wird und damit nur noch drei Rennen bestreitet, auf 269 Punkte aus. Sind es nach dem Slalom (heuer sechs Siege in acht Rennen) zumindest noch 200, wäre ihm der neuerliche Gesamtweltcupsieg nicht mehr zu nehmen.

Mit Hirschers Bestleistung konnte das restliche ÖSV-Team nicht mithalten. Manuel Feller landete als zweitbester Österreicher mit 3,64 Sekunden Rückstand auf dem sechsten Rang. „Ein Top-Ten-Ergebnis war das Ziel. Das Ergebnis ist zufriedenstellend, der Rückstand weniger. Aber wir wissen, dass Marcel in einer eigenen Liga fährt“, sagte der Tiroler, der trotz einer Verkühlung an den Start gegangen war. „Ich hatte nicht die Dynamik, die ich normalerweise habe.“ Sonst schaffte es nur noch Johannes Strolz, 25, als 22. ins Klassement und verbuchte sein bestes Weltcup-Resultat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 4.3.2018)

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