AUA: Arbeitskampf verschoben, Flugausfälle bleiben

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Weil der Bordbetriebsratschef krank ist, wurden die Betriebsversammlungen bei der AUA abgesagt. Dennoch bleibt ein Viertel der Flüge gestrichen. Die Auseinandersetzung um mehr Geld für Piloten und Flugbegleiter geht weiter.

Wien. Die für Mittwoch und Donnerstag angesetzten Betriebsversammlungen bei der AUA wurden zwar abgesagt – der Ärger der rund 10.000 betroffenen Passagiere dürfte bleiben. Denn es bleibt dabei, dass rund ein Viertel der geplanten 570 Flüge gestrichen ist.

Die Zeit sei zu knapp, um auf den ursprünglichen Flugplan zurückzukommen, sagte AUA-Sprecher Peter Thier. Er wies erneut darauf hin, dass die AUA-Führung die Betriebsversammlung, die die Gewerkschaft Vida als erste Stufe eines Arbeitskampfes bis zum Streik hin sieht, für „völlig unverhältnismäßig“ erachte. Die Kosten bezifferte Thier mit „mehreren Hunderttausend Euro“.

Grund für die Absage – besser gesagt den Aufschub, denn die Betriebsversammlung wird zu einem anderen Zeitpunkt nachgeholt – ist die Erkrankung von AUA-Bordbetriebsratschef Rainer Stratberger. Das Arbeitsverfassungsgesetz (§ 46) schreibe vor, dass eine Betriebsversammlung vom Betriebsratsvorsitzenden geleitet werden müsse. Andernfalls könnte die AUA Rechtsschritte einleiten, mit dem Argument, die Betriebsversammlung sei nicht rechtskonform abgehalten worden. Das wolle man nicht riskieren, ließ die Vida wissen.

Seit Oktober wird verhandelt

Der Konflikt zwischen dem AUA-Management und den rund 3900 Piloten und Flugbegleitern schwelt schon länger. Seit Oktober wird ein neuer Kollektivvertrag (KV) verhandelt – bisher ergebnislos. Der seit 2015 bestehende KV, Meilenstein bei der Sanierung der Airline, soll nicht ersetzt, sondern ergänzt werden. Nach mehreren Nulllohnrunden wollen die Mitarbeiter mehr Geld sehen, zumal die AUA nach vielen Verlustjahren 2017 mit über 100 Mio. Euro Betriebsgewinn ein Rekordergebnis erwirtschaftet haben dürfte. Die Zahlen werden am 15. März präsentiert.

Während Stratberger mehrfach betonte, das Personal habe in der Sanierungsphase massive Gehaltseinbußen hinnehmen müssen, hält die AUA-Führung dagegen, dass es für das Bordpersonal seit 2012 im Schnitt ein Gehaltsplus von 9,5 Prozent gegeben habe. Der Grund dafür liege auch darin, dass es infolge der Aufstockung des Personalstands – was wiederum dem Wachstum geschuldet ist – Karrieresprünge gegeben habe.

Dennoch: Das jüngste Angebot der AUA-Führung – eine Inflationsabgeltung von 2,1 Prozent plus eine Einmalzahlung von 1,4 Prozent auf ein Jahr – bezeichnen Stratberger und die Gewerkschaft als „untragbar“. Die Gespräche hätten zudem keine Fortschritte gebracht, weshalb man am 16. Februar beschlossen habe, notfalls Kampfmaßnahmen zu setzen.

Die AUA-Führung sieht das naturgemäß anders: „Ein Arbeitskampf während laufender Verhandlungen ist die falsche Antwort auf mehr Jobs, mehr Karriere und mehr Geld“, betonte Thier. Er verwies darauf, dass zuletzt bei den Gehältern nachgebessert wurde: Nicht die KV-, sondern die Ist-Gehälter sollen um 2,1 Prozent steigen. Darüber hinaus wurde bei den Einstiegsgehältern für die Flugbegleiter eine deutliche Erhöhung angeboten. Für die Einmalzahlung habe die Gewerkschaft im Gegenzug eine Arbeitszeitflexibilisierung zugesagt. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.03.2018)

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