Lois Lammerhuber: Der Mann für die Herrenspende

(c) Michaela Bruckberger
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Lois Lammerhuber produziert kiloschwere Bildbände. Der Oper schenkt er ein 600-Seiten-Werk über Holenders Direktoren-Ära.

Das Andenken an Ioan Holender ist sieben Kilogramm schwer und 624 Seiten dick. Kräftige Herren können den Erinnerungsbildband an dessen 19-jährige Ära am Donnerstag mit nach Hause nehmen. Der Bildband „Close Up – Ioan Holender“ ist die Herrenspende beim 75. Staatsball am kommenden Donnerstag.

Allerdings drohen Dinge wie dieser Bildband im aufgeregten Blätterrauschen vor dem „Ball der Bälle“ ein wenig unterzugehen. Lois Lammerhuber, den Ideengeber und Urheber dieses Werkes, scheint das aber nicht zu stören. In einem „verlegerischen Gewaltakt“ sei der Band entstanden, erzählt er. Erst im November habe man die Arbeit aufgenommen, am Donnerstag werden die ersten 3000 Stück druckfrisch in die Oper geliefert.

Ab Juni, zum eigentlichen Ende der Ära Holender, wird das Buch im Handel erhältlich sein (ergänzt durch die letzten Premieren der kommenden Monate). Hinter dem samtroten Schuber verbirgt sich ein wahrer Archivschatz für Opernfreunde im Allgemeinen – und Freunde von Holender im Speziellen. Alle 118 Premieren in dessen Amtszeit als Operndirektor werden mit Fotos des Fotografen Axel Zeininger in Erinnerung gerufen. Zudem habe man „jeden Originaprogrammzettel ausheben lassen“, sagt Lammerhuber. Holender hat zu jeder Aufführung einen Text verfasst, außerdem Anekdoten aus seiner Amtszeit – über sein Verhältnis zu den Wiener Philharmonikern oder den Umgang mit Kritik(ern) – beigesteuert. Apropos Kritiker. Auch sie fehlen nicht. Ein Streitgespräch zwischen vier Vertretern dieser Zunft, darunter „Presse“-Kritiker Wilhelm Sinkovicz und Gert Korentschnig vom „Kurier“, komplettiert den Band.


Ein 600-Seiten-Werk in weniger als vier Monaten zu komplettieren, das sei vor allem der professionellen Arbeit Holenders zu verdanken, sagt Lammerhuber. Was er nicht sagt: Es ist natürlich auch seiner langjährigen Erfahrung zu verdanken. Schließlich hat der Fotograf und Verleger, der in den 90er-Jahren dreimal zum besten Reportagefotografen gewählt wurde, bereits ebenso aufwendige und um keinen Gramm weniger schwere (wenn auch manchmal kaum bezahlbare) Werke für den Louvre in Paris, das Kunsthistorische Museum oder die Akademie der Wissenschaften produziert.

„Ich liebe Bücher“, sagt Lammerhuber, der in Baden seinen gleichnamigen, kleinen (sechs Mitarbeiter) Verlag führt. Mittlerweile zeichnet Lammerhuber auch oft für Marketingkonzepte verantwortlich. „Die beginnen mit einem Buch. Weil mit einem Buch kann ich ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit erreichen, ich habe etwas in der Hand, auf das ich mich berufen kann.“ Sein jüngster Kunde ist die Unesco.

Dass er in jüngster Zeit vornehmlich für größere Kulturinstitutionen gearbeitet hat, bringt ihm bei manchen schon den Ruf des „Haus- und Hoffotografen“ diverser Häuser ein. „Ich fühle mich nicht als solcher.“ Er sehe es eher als Anerkennung, „dass sich so große Häuser auf mich einlassen.“

Die besondere Haptik eines Bildbandes ist das eine, aber vor allem auf den Inhalt legt Lammerhuber bei jedem seiner Projekte Wert. Wie er mit der großteils inhaltsleeren Welt des Opernballs, bei dem er heuer schon im Vorfeld bei der Pressekonferenz ein wenig die Fäden zog, zurechtkomme? Überraschend gut. „Ich finde es genial, dass der Ball eine so hohe Medienaufmerksamkeit bekommt. Welche andere Veranstaltung schafft das schon? Und das, obwohl es über den Opernball im Grunde überhaupt nichts Relevantes zu berichten gibt.“

Er selbst wird heuer zum vierten Mal mit einigen Freunden den Ball besuchen. „Es ist eigentlich ein gemütlicher Abend in einer Art Restaurant – wir sind halt nur ein bisserl overdressed.“ Als Marketingstratege stört ihn die inszenierte Aufregung, die vorab jedes Jahr Zeitungen und Fernsehsendungen füllt, nicht: „Nachdem ich involviert bin, sage ich sogar: Da können wir noch viel mehr daraus machen.“

AUF einen Blick

Lois Lammerhuber ist einer der bekanntesten Reportagefotografen des Landes. Er wirkte lange für „Geo“ und gründete seinen eigenen Verlag. Sein Bildband „Close Up“ ist die Herrenspende am Opernball.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.02.2010)

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