Tillerson war einer der schwächsten US-Außenminister aller Zeiten

Seine Zeit war spätestens Anfang Oktober abgelaufen, als ruchbar wurde, dass er Präsident Donald Trump bei einer Sitzung einen „Schwachkopf“ genannt hatte.
Seine Zeit war spätestens Anfang Oktober abgelaufen, als ruchbar wurde, dass er Präsident Donald Trump bei einer Sitzung einen „Schwachkopf“ genannt hatte.(c) REUTERS (JONATHAN ERNST)
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Viele weinen nun Rex Tillerson nach, weil mit ihm eine mäßigende Stimme in der US-Regierung verstumme. Doch sein Einfluss auf Trump war nahe null.

Erstaunlich ist im Nachhinein lediglich, wie lang US-Außenminister Rex Tillerson im Amt blieb. Seine Zeit war spätestens Anfang Oktober abgelaufen, als ruchbar wurde, dass er Präsident Donald Trump bei einer Sitzung einen „Schwachkopf“ genannt hatte. Seit damals trug Tillerson den Beinamen „Rexit“, weil die ganze Welt über seine baldige Ablösung spekulierte. Obwohl er das State Department nur 13 Monate führte, werden Historiker möglicherweise sein Durchhaltevermögen als seine bemerkenswerteste Leistung verbuchen. Denn inhaltlich hinterließ Tillerson kaum Spuren.

Selten noch ist ein Außenminister derart unverblümt und hartnäckig von seinem Präsidenten desavouiert worden wie Tillerson von Trump. Von außenpolitischen Weichenstellungen erfuhr der Chefdiplomat wiederholt aus den Medien. Vergangene Woche etwa erreichte ihn die nicht unwesentliche Nachricht, dass der US-Präsident in einen direkten Dialog mit Nordkoreas Diktator, Kim Jong-un, eintreten wolle, offenbar völlig unvorbereitet auf einer Reise durch Afrika.

Es war eine dieser plötzlichen Kehrtwenden seines Chefs, der Tillerson immer wieder nachstolpern musste. Wobei: In diesem Fall behagte ihm wenigstens die Richtung, die sein Präsident einschlug. Tillerson sprach von einem Erfolg des Außenamts, dessen Nordkorea-Linie sich durchgesetzt habe. Es war sein letzter Erfolg. Tillerson hatte schon vor ein paar Monaten während einer Visite in China durchblicken lassen, dass er Gespräche mit Pjöngjang für sinnvoll halte. Zu diesem Zeitpunkt hatte Trump dafür nichts als Hohn übrig: Verhandlungen mit Nordkorea seien reine Zeitverschwendung, twitterte der US-Oberbefehlshaber damals.

Nun änderte der impulsive Präsident seine Meinung und hatte für den Außenminister eine andere Twitternachricht parat: Er feuerte ihn. Für Tillerson muss die Ablösung einer Erlösung gleichkommen. Immer nur dem Zickzackkurs seines Chefs nachhecheln zu müssen und wiederholt vor den Augen der Welt vorgeführt zu werden, kann auf Dauer nicht erträglich sein.

Man fragt sich nur, warum der ehemalige Exxon-Manager nicht schon früher freiwillig von Bord ging. Vielleicht blieb er aus Pflichtbewusstsein, vielleicht hing er der Illusion nach, den Präsidenten mäßigen zu können. Tillerson galt als einer der „Erwachsenen“ in der US-Regierung. Als einer der wenigen, die es manchmal auch wagten, Trump zu widersprechen. Immer wieder wurden die Divergenzen zwischen den beiden sichtbar. Am längeren Hebel saß jedoch der Mann im Weißen Haus. Es nützte nichts, dass sich Tillerson dafür aussprach, dem Pariser Klimavertrag treu zu bleiben. Trump verkündete am Ende trotzdem den Ausstieg aus dem Abkommen.

Tillerson war von Anfang an der falsche Mann für den Job im State Department. Der Energiefachmann gab nie außenpolitische Leitlinien vor. Budgetkürzungen waren sein einziges Credo. Um ein Drittel wollte er zuletzt die Ausgaben seines Ministeriums kürzen. Nach der Angelobung der neuen US-Regierung blieben reihenweise Spitzenpositionen unbesetzt. Doch mit der Zahl der Mitarbeiter reduzierte er auch seinen eigenen Einfluss. Das Außenministerium des mächtigsten Staates der Welt glitt in einen zunehmend armseligen Zustand ab. So ist derzeit, just zu Beginn der diplomatischen Korea-Offensive der USA, nicht nur der amerikanische Botschafterposten in Seoul immer noch vakant. Zuletzt machte sich auch Joseph Yun, der führende Nordkorea-Experte des State Department, aus dem Staub. Ein Jammerspiel für eine Supermacht.


Der Abgang Tillersons ist nur folgerichtig. Er war nicht wohlgelitten an Trumps Hof und hatte zu wenig Macht, um dessen Außenpolitik maßgeblich zu beeinflussen. Eine solche Kombination ergibt auf Dauer keinen Sinn. Ein Außenminister, der kluge Einwände erhebt, bringt am Ende gar nichts, wenn er irrelevant ist. Mit CIA-Chef Mike Pompeo folgt Tillerson nun jemand nach, der eher nach dem Geschmack Trumps ist: ein loyaler Jasager mit den Ansichten eines Hardliners. Trump hat nun keinen Chefdiplomaten mehr, der ihn bremst. Das wird die Welt nicht unbedingt sicherer machen.

E-Mails an:christian.ultsch@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.03.2018)

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