Champions League. Manchester United blieb unter der Führung des portugiesischen Startrainers den Beweis internationaler Klasse schuldig. Nach dem Achtelfinal-Aus irritierte Mourinhos Denkweise, die Zweifel werden lauter.
Manchester. Trotz der höchst ernüchternden Art des Zustandekommens hat José Mourinho dem Scheitern im Achtelfinale der Champions-League nicht allzu viel Bedeutung beigemessen. „Es ist nichts Neues für den Klub“, sagte der Manchester-United-Coach nach der 1:2-Heimniederlage (Hinspiel 0:0) gegen Sevilla. „Ich möchte daraus kein Drama machen, dafür haben wir keine Zeit.“
Seine Aussagen dürften bei den United-Fans zumindest für Verwunderung sorgen, vielleicht sogar für Ärger, spielte der streitbare Coach doch auf frühere persönliche Erfolge gegen seinen aktuellen Arbeitgeber an. „Ich bin schon zweimal hier gesessen, nachdem ich Manchester United im Old Trafford aus der Champions League geworfen habe.“2004 (mit Porto) und 2013 (mit Real Madrid) hatte Mourinho für das Achtelfinal-Aus der „Red Devils“ gesorgt. Also sagte der Portugiese: „Das ist nicht das Ende der Welt, das ist Fußball.“
Die Kritik an Mourinho, sie wird zwangsläufig wachsen. Vor allem die Tatsache, dass er von Aufstellung und System im Vergleich zum 2:1-Sieg gegen Liverpool am vergangenen Wochenende abwich, warf Fragen auf. So musste etwa der gegen Liverpool auf der linken Seite brillante Marcus Rashford auf den rechten Flügel wechseln, während Alexis Sanchez nach seinem starken Auftritt als hängende Spitze auf der linken Seite aufgeboten wurde. Von all dem wollte Nemanja Matić nichts hören. „Es gibt keine Entschuldigung. Sevilla war einfach besser und ist verdient aufgestiegen“, erklärte der Serbe.
Die Frage, wie lang Mourinho für Manchester noch tragbar ist, wird nun immer häufiger gestellt. Sein Vertrag läuft noch bis Sommer 2019, der Verein besitzt eine Option auf eine einjährige Verlängerung. Vorzuweisen hat der 55-Jährige den Gewinn des englischen Supercups 2016, den Ligapokalsieg 2017 sowie den Triumph in der Europa League 2017.
Der große Coup in Premier League oder Champions League aber wollte dem Portugiesen bislang noch nicht gelingen. 16 Punkte Rückstand auf den Stadtrivalen Manchester City bereiten der Klubseele endlosen Schmerz, Platz zwei wäre nur ein schwacher Trost. Und das frühe Aus in der Königsklasse hat gezeigt, wie weit United von der internationalen Spitze entfernt ist. Von „The Special One“ spricht in Manchester jedenfalls niemand mehr. (cg/ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.03.2018)