Die Kärntner Hypo und der Börsegang: Eine Chimäre?

(c) APA (GERT EGGENBERGER)
  • Drucken

Protokolle von Telefonaten zwischen einem Detektiv und Ex-Hypo-Chef Wolfgang Kulterer bringen brisante Enthüllungen: Kulterer wollte die Bank nie an die Börse bringen, sondern verkaufen.

Geheime Treffen, obskure Dossiers, undurchsichtige Abmachungen: Die Palette an „interessanten“ Details rund um die Affäre der Kärntner Hypo Alpe Adria ist um eine brisante Facette reicher: Wolfgang Kulterer – als langjähriger Hypo-Chef und späterer Hypo–Aufsichtsrat eine zentrale Figur in dem aufklärungswürdigen Geschehen rund um die Landesbank und ihren Verkauf an die BayernLB – dürfte der lange Zeit propagierte Börsegang der Hypo nicht wirklich am Herzen gelegen sein.

Telefonate heimlich aufgezeichnet

Das enthüllen Protokolle von Telefonaten in den Jahren 2006 und 2007 zwischen Kulterer und dem damals für die Bank tätigen Detektiv Dietmar Guggenbichler, die das Nachrichtenmagazin „Profil“ veröffentlichte. Guggenbichler, der in der Causa Hypo auch für Ex-Landeshauptmann Jörg Haider gearbeitet haben will, hat die Gespräche ohne Wissen seines Auftraggebers aufgezeichnet.

Für Haider „schmerzlich“

Kulterer – verurteilt wegen Bilanzfälschung im Zusammenhang mit verlustreichen Swapgeschäften – spricht unter anderem über den lange Zeit auch öffentlich propagierten Börsegang der Bank, den er in Wahrheit nie in Angriff habe nehmen wollen. Das werde für Jörg Haider besonders schmerzlich sein, dieser könne dann Kärnten verlassen, wird Kulterer zitiert.

Kulterer weist alles zurück

Dass dieser auch seinen ehemaligen Vorstandskollegen Günther Striedinger „anschüttet“ (dieser soll bei einem „Häuslprojekt“ in Kroatien zehn bis 15 Mio. Euro zu Privatzwecken entnommen haben), ist ein pikantes Detail am Rande. Kulterer weist alles gegenüber „Profil“ zurück.

Wir erinnern uns: Als Kulterer wegen der Bilanzaffäre im Sommer 2006 als Hypo-Chef zurücktreten musste (und in den Aufsichtsrat wechselte), war der Börsegang das Ziel für 2008. Schon 2005 wurde als Vorgriff auf das Going public eine Wandelanleihe von 500 Mio. Euro begeben, um das klamme Landesbudget aufzufetten. Das Geld wanderte in den Kärntner Zukunftsfonds, die Wandelanleihe sollte aus dem Erlös des Börsengangs 2008 zurückgezahlt werden – letztlich wurde sie mit Geld aus dem Hypo-Verkauf an die Bayern getilgt. Wäre dieser Deal, den die Justiz in Klagenfurt und München untersucht, nicht zustande gekommen, hätte es für das Land Kärnten bitter ausgesehen – das Geld war längst verbraucht. Der Börsegang wurde allerdings von Kulterer und Haider als großes Ziel hingestellt.

Sollte sich herausstellen, dass der Börsegang von Anfang an eine Chimäre gewesen ist, würde auch die Wandelanleihe in einem neuen Licht erscheinen.

Schließlich sei der Börsegang die Grundlage für den Beschluss der Wandelschuldanleihe gewesen, sagt der Kärntner SPÖ-Klubchef Herwig Seiser. Er wirft den ehemaligen Hypo-Vorständen und Haider vor, das Regierungskollegium und die Öffentlichkeit hinsichtlich eines Börsegangs der Hypo getäuscht zu haben – der Verkauf der Bank sei von Anfang an beschlossene Sache gewesen. Ganz offensichtlich habe das „Trio Infernal“ Kulterer, Striedinger und Haider ganz Kärnten getäuscht, indem die Wandelschuldanleihe unter Vorspiegelung falscher Tatsachen erfolgt sei, fährt Seiser schwere Geschütze auf.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.02.2010)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Kordikonomy

Fritz Kleiner: Ein Gutachter zum Fürchten

Die Justiz hat Fritz Kleiner einst als Gutachter bei der Hypo Alpe Adria und bei der Bawag geholt, jetzt soll er die Causa Meinl durchleuchten. Im Hause Meinl ist man darüber ganz und gar nicht erbaut.
MINISTERRAT: PR�LL
International

Prölls "CSI Hypo": 100 Prüfer durchleuchten die Bank

Finanzminister Pröll will die vom Staat übernommene Hypo Group Alpe Adria einer Prüfung auf Herz und Nieren unterziehen. Die vier Vorstände werden neu ausgeschrieben.
Tilo Berlin
International

Hypo-Skandal: Bayern schon 2006 als Käufer genannt

Der Investor Berlin streitet ab, vor dem Verkauf der Hypo an die Bayern LB Insiderwissen gehabt zu haben. Nun behauptet ein Banker, Berlin habe schon 2006 davon gesprochen, dass die Hypo an die Bayern verkauft wird.
Österreich

Hypo Alpe Adria: Rätsel um Fußballmillionen

Eine Politikerin vermutet hinter Zahlungen für das Klagenfurter Stadion eine "Geldwaschanlage". Die Hypo verweigerte dem Rechnungshof eine Prüfung von Sponsoren.
Hypo Alpe
International

Hypo: Exgeneral Zagorec und Minister Pröll als Zeugen

Die Zeugenliste für den Kärntner Hypo- Untersuchungs-Ausschuss ist lang. So sollen auch Ex-Finanzminister Grasser und Claudia Haider befragt werden.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.