Datenströme statt Datenbanken

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Karriere. Digitalisierung und Big Data stellen neue Anforderungen an Consultants. Gesucht werden Techniker und Naturwissenschaftler. Aber nicht nur sie, sagt Gunther Reimoser.

Die Digitalisierung in den Unternehmen bleibt das große Thema. Ganz aktuelle Zahlen dazu lieferte dieser Tage die Studie „Digitale Agenda 2020“ von DXC Technology (einige der Ergebnisse finden sich in der nebenstehenden Grafik).

Ganz auf die Digitalisierung und Big Data hat sich hingegen längst der Anforderungskatalog an Consultants ausgerichtet, sagt Gunther Reimoser, Country Managing Partner bei EY Österreich. Der studierte Wirtschaftsinformatiker nennt zwei Punkte, warum entsprechende Fähigkeiten, mit Daten umzugehen, wichtig für (angehende) Berater sind: Erstens weil sich die Zahl der Datenquellen laufend vervielfache und daher immer mehr Daten verfügbar sind. Und zweitens, weil es dank neuer Technologien und ständig steigender Rechnerleistungen möglich sei, Datenströme in Echtzeit zu verarbeiten.

Consultants, sagt der 45-jährige Wiener, müssten in der Lage sein, Daten zu erfassen und zu strukturieren. Dabei reiche bloße Excel-Kenntnis nicht mehr aus: Es gehe, sagt er darum, „Datenströme auszulesen statt Datenbanken“.

Technisches Know-How gefragt

Um das zu verdeutlichen nennt Reimoser ein Beispiel aus seiner Praxis: Ein großer deutscher Automobilhersteller arbeitet seit einiger Zeit mit Videoanalysen in den Geschäftslokalen der Händler: Erfasst wird dabei, ob Menschen, die in den Schauraum kommen, Neu- oder Stammkunden sind und wie lange sie im Geschäft bleiben. Ihr Geschlecht und Alter wird ebenfalls gescannt, ja sogar ihre Stimmung wird ermittelt. Und die Verkäufer werden darüber in Echtzeit informiert.

Natürlich liege der Fokus nicht in erster Linie auf der Programmierung, sondern auf der Anwendung entsprechender Software: Gefragt sind Absolventen der technischen und naturwissenschaftlichen Studienrichtungen. Die Türen, sagt Reimoser, stünden aufgrund ihrer speziellen Begabungen auch Menschen mit Asperger-Syndrom oder Autismus offen.

Auf den use case kommt es an

Weil der use case, der Anwendungsfall, stärker ins Zentrum der Tätigkeit rückt, sind auch Berater mit einschlägiger Industrie- und Branchenerfahrung gesucht. Denn 20 Prozent der Tätigkeit, sagt Reimoser, gelte derzeit der Entwicklung des use cases und Fragen wie: Was ist sinnvoll? Was bringt dem Kunden etwas? Wie lässt sich das gewünschte Ziel erreichen?

Die mathematischen Arbeiten, sagt Reimoser, würden nicht den großen Aufwand bereiten. Viel mehr hingegen die Datenaufbereitung. Je ausgereifter allerdings die dazu notwendigen Technologien würden, desto geringer werde der Aufwand dafür – auch wenn der Umfang der zur Verfügung stehenden Daten weiter steige.

Aus diesem Grund wird für die Teams das volle Spektrum an Berufsausbildungen gesucht: Psychologen für die Erstellung der Anwendungsfälle genauso wie „klassische Berater“ mit BWL-Hintergrund. Denn, so ist Reimoser sicher, der use case wird noch stärker in den Fokus rücken.

ZUR PERSON

Gunther Reimoser (45) ist seit Sommer 2017 Country Managing Partner bei EY Österreich. Der studierte Wirtschaftsinformatiker, Wirtschaftsprüfer, Steuer- und Unternehmensberater gibt Einblick in die Anforderung an Consultants angesichts Digitalisierung und Big Data.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.04.2018)

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