Schmerzhafte Abgänge im Sommer sind gewiss, aber die Adresse Red Bull Salzburg ist für die Stars von Morgen attraktiv wie nie zuvor.
Viel hatte nach der 2:4-Hinspielniederlage in Rom eine Woche zuvor nicht mehr für Salzburg gesprochen. Österreichs Meister schien gegen ein starkes Lazio an seine Grenzen gestoßen, und als die Italiener Donnerstagabend auch im Rückspiel in Führung gingen, Salzburg zumindest noch drei Tore benötigte, schienen für das junge Team von Marco Rose die letzten Minuten dieser Europacupsaison angelaufen. Anders als die meisten Beobachter aber glaubte Salzburg das Spiel zu keinem Zeitpunkt verloren, weil das Vertrauen in die eigenen Stärken schier unendlich groß ist. Die Begegnung entwickelte plötzlich eine bemerkenswerte Eigendynamik, die nicht bloß auf zwei Tore nach abgefälschten Schüssen zurückzuführen ist. Salzburg hatte diese Eigendynamik, angetrieben vom Halbfinaltraum, regelrecht erzwungen.
Es gab Zeiten in der Ära Red Bull, da verfügte Salzburg über noch bessere Individualisten. Jonatan Soriano, Sadio Mané oder Kevin Kampl – sie alle ragten heraus, eine bessere Mannschaft als die gegenwärtige ging in Wals-Siezenheim allerdings noch nie zu Werke. Salzburg überzeugt als Kollektiv, das ist letztlich auch ein Verdienst des Trainers. Marco Rose hatte vor einem Jahr noch die U19 der Bullen betreut, er ist wie seine Spieler mit der Aufgabe gewachsen. Dass die Klubverantwortlichen in ihm den richtigen Mann als Nachfolger für Oscar Garcia sahen, wurde bislang selten bis nie lobend erwähnt.